Die bedarfsgerechte medizinische Betreuung und Versorgung sind Kernaufgaben und gleichzeitig eine der großen Herausforderungen dieser
Zeit. Um die Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die in Cottbus/Chóśebuz praktizieren, zu stabilisieren, hat Oberbürgermeister Tobias Schick verschiedene
Partner an einen Tisch geholt.
OB Tobias Schick: „Bedarfsgerechte Versorgung als Herausforderung – auch wenn sich mancher wundert, dass ein solcher Satz in einem der
wohlhabendste und wirtschaftlich stärksten Länder der Erde so formuliert werden muss. Wir kennen es aus eigener Erfahrung, aus Erzählungen in Familie und Nachbarschaft, aus zahlreichen Briefen an das Rathaus und aus vielen Medienberichten – es fehlt allerorten an Ärztinnen und Ärzten. Wie ein Damoklesschwert droht der Ruhestand vieler Hausärzte in unserer Stadt. Das löst Angst bei denen aus, die sich einen neuen Hausarzt suchen müssen. Und gleichzeitig wächst die Furcht bei denen, die zwar noch einen Arzt haben, aber kaum mehr Termine bekommen. Wir können nicht warten, dass uns die Medizinische Universität Lausitz Carl Thiem Medizinerinnen und Mediziner für Stadt und Region beschert – wir müssen jetzt etwas tun.“
In dem Arbeitsgremium haben die Medizinische Universität Lausitz, die Sparkasse Spree Neiße, Vertreter der Ärzteschaft, der Kassenärztlichen Vereinigung, dem Landkreis Spree Neiße sowie Landtagsabgeordneten und der Staatskanzlei besprochen, wie in Cottbus/Chóśebuz und im Landkreis Spree-Neiße die Ansiedlung und die Praxistätigkeit von Ärzten gestärkt werden können. Vorausgegangen war ein intensiver Austausch mit der Cottbuser Ärzteschaft.
Sowohl in der Stadt als auch im Landkreis gibt es spürbar zu wenig Ärztinnen und Ärzte, und die jüngere Ärzteschaft will sich eher seltener mit eigener Praxis niederlassen, sondern lieber angestellt in einer Praxisgemeinschaft arbeiten. Gründe liegen u.a. in modernen Ansprüchen an familienfreundliche Arbeit und Flexibilität, andererseits betonen die Medizinerinnen und Mediziner, dass man sich lieber auf ärztliche Tätigkeit konzentrieren wolle statt auf bürokratische Verwaltungsaufgaben.
Besprochen worden sind Ansätze, die hohen finanziellen Risiken bei Investitionen und Ausstattung der Praxen abzufedern und so Niederlassungen zu motivieren. Das sind erleichterte Zugänge zu Krediten für mögliche Praxiserweiterungen, die Übernahme von Praxen sowie die Unterstützung bei der Digitalisierung. Damit einhergehen müsse eine Entbürokratisierung sowie eine forcierte Digitalisierung der Arbeit in den Praxen und mit den Patienten. Die Medizinische Universität Lausitz Carl Thiem kann und wird hierbei eine zentrale, unterstützende und forschende Rolle spielen. Gleichzeitig sollen Bedingungen geschaffen werden, dass ältere Ärztinnen und Ärzte tage- oder stundenweise angestellt in Praxisgemeinschaften weiterarbeiten können.
Aus dem städtischen Haushalt sollen zwischen 200.000 und 300.000 Euro jährlich gesichert werden, um Ausstattung und Personal von Praxen zu bezuschussen. Geprüft wird zudem, durch zusätzliche Sprachkurse und Praktika im Gesundheitsamt den Übergang ausländischer Ärzte in den Beruf zu unterstützen. OB Schick fordert das Land zudem auf zu prüfen, ob Fördermittel für den Tourismus für die aktuell dringendere Förderung von Ärzte-Ansiedlungen umgeschichtet werden können.
Das Verbundsystem für die Gesundheitsversorgung soll gestärkt werden, um beispielsweise die Bedingungen in den kommunal betriebenen Ärztehäusern durch Sanierungen zu verbessern, ggf. Grundstücke für privat betriebene MVZ zur Verfügung stellen, die Digitalisierung gemeinsam mit der MUL CT und der Gesundheitsregion Lausitz zu fördern und die KVBB stärker ins Boot zu holen. Sie ist gefordert, sinnvolle Fördermodelle aus anderen Bundesländern, beispielsweise aus Sachsen, für Brandenburg anzuwenden. Ein weiteres Angebot ist eine zentrale Terminvergabe samt interaktiver Ärzte-Karte, gesteuert über die MUL CT.