Die wohl wichtigste, aus kollektiver Arbeit hervorgegangene Gemeinschaft, war die Spinte.
Wenn im Herbst die Ernte eingebracht war, dann versammelten sich täglich abends, die unverheirateten, ehrbaren Mädchen des Dorfes zur Spinnstube.
Die ganze Zeit wurde emsig gesponnen, da die aus dem Garn gearbeitete Leinwand unentbehrlich für das Hauswesen war und nicht zuletzt eine reiche Aussteuer und damit gute Heiratschancen bedeutete.
Die Spinnstube als Träger vieler sorbischer/wendischer Bräuche war sowohl Ausgangspunkt der Gestaltung und Organisation aller Festlichkeiten der Jugend im kommenden Jahr, als auch Hauptform zur Verbreitung und Festigung sorbischen/wendischen Liedgutes.
Während ihrer Arbeit erzählten sie sich Sagen, Dorfgeschichten, Rätsel oder sangen sorbische/wendische Volkslieder und Choräle, welche von der Vorsingern (sorbisch: „kantorka“) angestimmt wurden. (Eine Anfängerin musste in einem Winter 40-50 Lieder auswendig lernen.)
In der Regel hatten die Burschen keinen Zutritt zur Mädchenspinte. Zusammenkommen durften männliche und weibliche Jugendliche nur an einigen Abenden, so zum Beginn der Spinte (Burkhardstag - 11. Oktober), am letzten Abend vor Weihnachten, und zur Fastnacht, die als Höhepunkt der Spinnstube diese winterliche Gemeinschaftsarbeit abschloss.