Das wohl am ausgiebigsten und ausgelassensten gefeierte Fest in der Niederlausitz ist der "Zapust“.
Jahr für Jahr feiern in der Zeit von Mitte Januar bis Anfang März tausende Bewohner in den Dörfern um Cottbus dieses Fest. Es ist ein Brauch aus dem dörflichen Arbeitsleben und wurde noch bis in die 50er Jahre von der Jugend als Abschluss der Spinte gefeiert.
Zur Auflösung der jährlichen Spinte holten sich die Burschen die Mädchen zum Zapustvergnügen. So dauerte die niedersorbische Fastnacht früher gleich eine ganze Woche lang. Der Zapust in der heutigen Form hat sich erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts so herausgebildet. Er dauert drei Tage.
Camprowanje - Zampern
Der historisch ältere Bestandteil des Zapustes ist das Zampem. Seine Wurzeln sind vorchristliche Glaubensformen, Fruchtbarkeitszauber oder Abwehrzauber. Magisch-kultische Elemente wie Maskierung, Verkleidung, Lärmen, Rutenschlagen und Tanz weisen darauf hin, dass Dämonen und Gefahren abgewendet werden sollten.
Die Zamperer waren mit Weiden- und Birkenruten ausgerüstet und berührten Erwachsene und Kinder mit dieser "Lebensrute", welche die im Frühjahr neu steigenden Lebenskräfte symbolisierte.
Zu den ältesten Vermummungen gehören die doppelte Person, „der Tote trägt den Lebendigen", der Schimmelreiter und der Storch als Symbol des beginnenden Frühlings oder der Bär als Symbol des abziehenden Winters. Diese Zamperfiguren sollten ebenfalls die Kräfte der Natur beeinflussen.
Heute haben diese Symbole ihre Bedeutung verloren und sind kaum noch in den lustigen Heischegesellschaften zu finden. An deren Stelle treten moderne Kostüme oder Phantasiegestalten. Die so verkleidete Dorfjugend zampert an einem Samstag, mancherorts auch Sonntag mit Musik und Lärm von Haus zu Haus und bekommt Eier, Speck und Geld.
Als Dankeschön wird die Hausfrau zu einem Tänzchen aufgefordert und dem Herrn ein "paleńc", ein Schnäpschen angeboten.
Die eingezamperten Gaben werden meist eine Woche später beim "Eieressen" verzehrt.
Zapustowy pśeśěg - Festumzug
Der Höhepunkt ist dann der am Sonntag stattfindende Festumzug. Gegen Mittag treffen sich die unverheirateten Mädchen und Jungen des Dorfes in der Gaststätte.
Es werden die Paare für den Umzug zusammengestellt. Die Mädchen haben alle ihre festlichen Tanztrachten mit den gestickten Seidenhalstüchern und den weißen Spitzenschürzen angelegt. Vollständig ist die Tracht aber erst mit der "lapa", der kunstvoll gebundenen Haube. Leider wird diese Haube nicht mehr in allen Dörfern getragen.
Jeder Bursche bekommt von seiner Partnerin einen aus Papierblumen gefertigten Zapuststrauß an den Hut oder an das Revers geheftet, und nach einem Tanz im Saal formiert sich der Festumzug.
Beim Umzug durch das Dorf werden Ehrenbesuche bei verdienstvollen Dorfbewohnern abgestattet, wie z.B. beim Bürgermeister, Pfarrer, Schulleiter oder Vereinsvorsitzenden.
Diesen wird auch ein Zapuststrauß überreicht, und die Kapelle spielt ein Ständchen für den Ehrentanz. Als Dank geben die so Geehrten einen kleinen Imbiss oder eine Gabe in die Fastnachtskasse.
Am Abend finden sich alle zum Fastnachtstanz in der Gaststätte ein.
Es gilt das überlieferte Gebot, zur Fastnacht fleißig zu tanzen, damit der Flachs gut gedeiht. Damit er lang wird, soll man hoch springen und womöglich, mit einem großen Burschen tanzen. Die Männerfastnacht beendet in vielen Dörfern die Fastnachtszeit.
Der letzte Tanzabend ist deshalb den verheirateten Paaren vorbehalten. Auch hier haben die Frauen ihre festliche Tanztracht angezogen. Die Jugend trifft sich dagegen zum "Eieressen".