Als Reaktion auf die starke, wanderungsbedingte Schrumpfung seit den 1990er Jahren begann der Stadtumbau nach der Jahrtausendwende zunächst als ein der Entwicklung nachlaufender Prozess. Mit dem Rückbau von ca. 10.000 Wohneinheiten, von denen etwa 85 % an den Rändern der Stadt verortet waren, lag der Fokus anfänglich auf einem quantitativen Stadtrückbau.
In den Folgejahren konnte der Planungs- und Handlungsleitsatz „Stärkung der Innenentwicklung“ sektoren- und programmübergreifend verankert werden. Die Stärkung und Aufwertung der Stadtmitte wurde als Gemeinschaftsaufgabe aller Akteure verstanden. Dies ermöglichte ein integriertes, kooperatives Vorgehen bei der Schaffung eines stabilen Kerns und damit einer soliden Ausgangsbasis für die weitere Stadtentwicklung.
Im Ergebnis konnte die Abwärtsspirale gestoppt werden, die Einwohnerzahl stabilisierte sich bei rund 100.000 Menschen. Durch das Primat der Innenentwicklung erfolgte darüber hinaus ein nachhaltiger und schonender Umgang mit Flächen. Im weiteren Verlauf des Stadtumbauprozesses erhielt das Thema der energetischen Stadtsanierung zudem eine immer stärkere Bedeutung.
In den zurückliegenden Förderperioden STUB I und STUB II lag der in den Cottbuser Stadtumbauprozess investierte Förderrahmen bei insgesamt ca. 85 Mio. Euro. Davon stammen ca. 71 Mio. Euro aus der Städtebauförderung des Bundes und der Länder (Fördermittelanteil) und ca. 14 Mio. Euro aus dem städtischen Haushalt (Mitleistungsanteil). Flankierend kamen Mittel aus den Städtebauförderungsprogrammen Sanierung und Entwicklung (Modellstadt Cottbus - Innenstadt) und Soziale Stadt sowie umfangreiche private Investitionen zum Einsatz.
Attraktives, großstädtisches kulturelles Leben, effiziente kommunale Infrastrukturen und ökologische Verantwortung erfordern eine angemessene städtische Dichte und mithin ein konsequentes Festhalten am Primat der Innenentwicklung. Die Stärkung der Stadt Cottbus als urbanes Zentrum mit kompakten Strukturen erfordert die Konzentration der Neubautätigkeit im Wesentlichen auf die Innenstadt und die innenstadtnahen Lagen.
Die Nachverdichtungs- und Aktivierungspotenziale in diesem Bereich liegen bei weiteren 2.500 bis 3.000 WE. Das Festhalten an dieser räumlichen und inhaltlichen Schwerpunktsetzung entspricht der anhaltenden Marktnachfrage nach innerstädtischem Wohnen sowie den Zielen einer nachhaltigen Stadtentwicklung.
Auf einer kleinteiligeren Betrachtungsebene gilt es dabei, im Hinblick auf Nutzung, Sozialstruktur und Bebauung durchmischte und damit langfristig stabile und resiliente Quartiere zu schaffen. Dies umfasst differenzierte Wohnungsgrößen, Wohnformen, Nutzergruppen und Preisniveaus in jedem Quartier. Damit verbindet sich das Ziel einer Diversifizierung des Wohnungsmarktes sowohl in der Gesamtstadt als auch auf Quartiersebene.
Parallel zur Einwohnerentwicklung in der Innenstadt und den innenstadtnahen Lagen ist die Anpassung der sozialen Infrastruktur dringend erforderlich. Dies umfasst in erster Linie die Modernisierung und Erweiterung der Kapazitäten bei Kitas, Grundschulen und Horteinrichtungen, sodass die Kommune ihren gesetzlichen Pflichtaufgaben nachkommen kann. Spätere Umnutzungsmöglichkeiten entsprechend sich wandelnder Bedarfe sind dabei heute bereits mitzudenken.
Wie im bisherigen Stadtumbauprozess sind auch weiterhin die wohnortnahe Versorgung sicherzustellen sowie die öffentlichen Räume aufzuwerten und barrierefrei zu gestalten. Stärker als bisher ist das Wasser in den Stadtraum einzubinden und für die Bürger wahrnehmbar, zugänglich und nutzbar zu machen.
Auch das Ziel, im Rahmen des Stadtumbaus die gewerbliche Entwicklung zu befördern, bleibt bestehen. Dies soll sich inhaltlich aber nicht auf eine bloße Gewerbeflächenentwicklung am Stadtrand reduzieren. Vielmehr ist der Fokus stärker darauf zu legen, die Cottbuser Innenstadt gezielt auch als Standort für Selbständige und junge Kreative zu bewerben. Die geplante Errichtung des Gründungszentrums am Campus ist hierfür ein wichtiger Schritt. Die Beförderung von Co-Working-Spaces in der Innenstadt und die stärkere Nutzung der Chancen digitaler Strukturen müssen folgen.
Insbesondere bei der Quartiersentwicklung und auf der konkreten Projektebene soll ein Mehr an Beteiligung und Teilhabe dazu führen, die Bürger intensiver in den Stadtumbauprozess einzubeziehen und damit auch (emotional) an ihr Wohnumfeld und an Cottbus zu binden.
Die energetische Stadtsanierung und die klimagerechte Stadtentwicklung bleiben ein inhaltlicher Schwerpunkt und sind zu intensivieren. Mit der Schaffung eines energieautarken, emissionsarmen Stadtquartiers kann die Stadt Cottbus beispielgebend überregional auf sich aufmerksam machen und sich profilieren. Insbesondere stadtklimatische Belange sollen stärker als bisher berücksichtigt werden. Öffentliche Räume weniger zu versiegeln sowie Verschattung und Kühlung für klimasensible Bewohnergruppen gezielt einzuplanen, spielen dabei eine wichtige Rolle.
Auch im weiteren Stadtumbauprozess gilt es, vernetzte Mobilitätsansätze zu schaffen, wie etwa beim Umbau des Bahnhofs zum Verkehrsknoten. Dabei liegt der Vorrang auf der Verkehrsvermeidung durch eine kompakte und funktionsgemischte Stadtentwicklung (Stadt der kurzen Wege). Ergänzend hierzu sind auch weiterhin die Modernisierung und punktuelle Ergänzung der Verkehrsinfrastruktur erforderlich. Die barrierefreie Erneuerung der Fuß- und Radwege sowie der Haltestellen des ÖPNV bildet dabei einen besonderen Schwerpunkt.
Der Rückbau wird schwerpunktmäßig weiterhin quartiersweise konzentriert an den Stadträndern zur Reduzierung des dauerhaft nicht marktgängigen Wohnungsbestandes zum Einsatz kommen. Darüber hinaus soll er zielgerichtet als Instrument der qualitativen Stadtentwicklung in den innenstadtnahen Lagen, wie etwa Sandow und Ströbitz, wirken. Hier sind gemeinsam mit den Stadtumbaupartnern Quartiersentwicklungskonzepte zu erarbeiten und etwa im Rahmen von Kooperationsvereinbarungen zielgerichtet umzusetzen. Teilrückbau, Abbruch und Ersatzneubau sowie die energetische Sanierung erfordern dabei entsprechende finanzielle Unterstützung.
Die freigelegten Flächen in den Rückbauquartieren am Stadtrand sollen nicht weiterhin ungenutzt als Brachflächen verbleiben. Hierzu sind für die einzelnen Quartiere standortspezifische Nachnutzungsmöglichkeiten zu entwickeln. Neben der Ausweisung von Gewerbeflächen (etwa entlang der Autobahn) sind die Entwicklung kleinteiligen Eigentumswohnens oder teilräumlich auch die Herstellung von naturnahen Flächen als Nutzungsoption denkbar. Wildblumen- und Streuobstwiesen können als ökologische Trittsteine und zur Sicherung der Artenvielfalt dienen und darüber hinaus zur Wohnumfeld-Verbesserung beitragen.
Die stadttechnische Infrastruktur in den innenstadtnahen Lagen ist energetisch zu optimieren und bedarfsgerecht an die Nachverdichtung anzupassen. In den Stadtrandlagen muss sie sich auf die auch zukünftig weitergehende Entdichtung einstellen und zukunftsfähige Lösungen entwickeln.
Die Entwicklung des ehemaligen Tagebaus Cottbus-Nord zum künftigen Cottbuser Ostsee stellt die Stadt Cottbus und die weiteren Anrainerkommunen vor eine enorme Aufgabe, deren Bewältigung mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird. Der konkrete Landschaftswandel im engeren Sinne – aus einer Tagebaufolgelandschaft wird ein See – ist eingebettet in eine Neuorientierung der Stadt in Richtung des künftigen Sees sowie in einen deutlich weitreichenderen Wandel, der mit Schlagworten wie Kohleausstieg und Energiewende zusammenhängt und zu einem weiteren wirtschaftlichen Strukturwandel in der Region führt.
Somit ist nicht nur ein stadtstruktureller Wandel von einer teilräumlichen „Hinterhofsituation“ hin zum Gesicht und zur Vorderseite der Stadt aktiv zu gestalten. Darüber hinaus sind gezielt auch die stadtstrukturellen Grundlagen zu schaffen, um Cottbus als zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort und als Kompetenzzentrum für Energie und Energiewende zu profilieren.
Zur Gestaltung und Begleitung dieses Wandels tritt das neue Stadtumbaugebiet „Struktureller Wandel Cottbuser Ostsee“ als eigenständiges gleichberechtigtes städtebauliches Gesamtvorhaben neben die unverändert fortbestehende Fördergebietskulisse mit dem inhaltlichen Schwerpunkt „Stärkung der Innenentwicklung“.
In der Förderperiode STUB III sind zunächst konzeptionelle, planerische und rechtliche Grundlagen zu schaffen und damit der längerfristig zu denkende Stadtumbauprozess einzuleiten. Erste Schwerpunktmaßnahmen im Bereich der kommunalen Infrastruktur (sowohl Erschließung als auch Stadttechnik) sind auf den Weg zu bringen. Der inhaltliche Detailierungsgrad ist dabei naturgemäß noch geringer als in der bisherigen Fördergebietskulisse.
Unter Berücksichtigung des Vorrangs der Haushaltskonsolidierung soll das fortwährende Einwerben von Fördermitteln auf hohem Niveau zu einer maßgeblichen Verbesserung der kommunalen Handlungsfähigkeit beitragen. Bei deren Einsatz muss vordringlich eine Konzentration auf Maßnahmen im Bereich der kommunalen Infrastruktur erfolgen.
Trotz der umfangreichen Anstrengungen im bisherigen Stadtumbauprozess ist im Stadtumbaugebiet „Stärkung der Innenentwicklung“ ein Investitionsrückstau von über 320 Mio. Euro zu konstatieren. Dieser Rückstau muss schrittweise abgebaut werden.
Im künftigen Stadtumbaugebiet „Struktureller Wandel Cottbuser Ostsee“ wurden zudem öffentliche, infrastrukturelle Investitionsbedarfe in Höhe von ca. 120 Mio. Euro festgestellt. Um die Potenziale des künftigen Cottbuser Ostsees für die gesamtstädtische Entwicklung zu aktivieren, sind diese ebenfalls in Angriff zu nehmen.
Nicht alle Vorhaben sind kurzfristig und gleichzeitig umsetzbar, da viele Vorhaben einander bedingen und an zahlreichen Stellen auf einander aufbauen. Der Stadtumbau ist daher als kontinuierlichen Prozess zu verstehen und auch weiterhin zu verstetigen. Als verlässliche Grundlage dieses Prozesses ist eine gleichbleibende Mittelausstattung anstreben. Auch weiterhin bleibt es beständige Aufgaben der Stadt, nach finanziellen und prozesssteuernden Optimierungsmöglichkeiten zu suchen.
In seiner Eigenschaft als fachübergreifendes integriertes Konzept und kommunalpolitische Handlungsgrundlage muss das Stadtumbaukonzept als Instrument zur Einwerbung von über die Städtebauförderung hinausgehenden Mitteln verstanden werden – so etwa im Hinblick auf Aufgaben, die aus der Energiewende, dem Strukturwandel und der gesellschaftlichen Integration erwachsen.
Die im bisherigen Stadtumbauprozess eingesetzten vielfältigen Informations- und Partizipationsinstrumente will die Stadt fortführen und intensivieren, um Transparenz und Akzeptanz im Stadtumbauprozess sicherzustellen. Die im Stadtumbauprozess entwickelten Organisations- und Verfahrensstrukturen sollen erhalten und verstetigt werden. Ergänzend hierzu strebt die Stadt Cottbus an, das vom Land vorgeschlagene Instrument der Kooperationsvereinbarungen auf Quartiersebene zu erproben und einzusetzen.
Der Stadtumbauprozess und die Städtebauförderung sind eingebettet und vernetzt zu denken und bilden ein wichtiges Instrument insbesondere neben den Folgenden: