Migration und das Leben im Exil oder in der Diaspora ist für viele Menschen eine einschneidende Lebenserfahrung und eine Herausforderung in der Biografie der Migrierenden zugleich.
Es wird dabei in gewollte und ungewollte Migration unterschieden. Das psychologische Konzept der life events, welches davon ausgeht, dass eine Vielzahl sogenannter kritischer Lebensereignisse Belastungen in Form von Stress darstellen, zeigt auf, dass Zugewanderte auf überdurchschnittlich viele dieser kritischen und stressauslösenden Lebensereignisse verweisen können. Diese erhöhten Belastungssituationen können zu Krankheit und besonderen psychosozialen Problemlagen führen.
Geflüchtete Menschen verweisen in der Regel auf eine ungewollte Migration. Für jeden geflüchteten Menschen ist das Erleben von Verfolgung, Krieg und Flucht eine einschneidende Erfahrung, auf die individuell unterschiedlich reagiert wird. Als Antwort auf die Therapie- und Behandlungsbedürftigkeit von Geflüchteten, die unter den oben genannten Erfahrungen leiden und psychische Störungen, vor allem posttraumatische Belastungsreaktionen, entwickelt haben, etablierten sich in der Bundesrepublik Deutschland Psychosoziale Zentren, die sich dem Personenkreis der geflüchteten Menschen und Folteropfer mit therapeutischen und psychosozialen Angeboten zuwenden. Ein solches Zentrum wird auch für die Region Südbrandenburg benötigt, um sowohl Gruppenangebote, niederschwellige Beratung zum Themenfeld, und Einzelsettings in Form von Stabilisierung und Therapie vorzuhalten.
Eine eigene Bedarfsabfrage im Hilfe- und Unterstützungssystem für geflüchtete Menschen hat für Cottbus ergeben, dass mindestens bei 20% der geflüchteten Menschen (Kinder, Jugendliche und Erwachsene) einen erhöhten Bedarf für eine psychosoziale Versorgung besteht. Eine Rückmeldung erfolgte von über 50 Institutionen und Regeleinrichtungen, wie Schulen, freien Trägern der Jugendarbeit, Familienförderung und Hilfe zur Erziehung sowie Beratungsstellen und Fachämtern.
Derzeit wird in Cottbus ein Netzwerk für die psychosoziale Versorgung aufgebaut. Im Netzwerk sollen alle Akteure und ihre jeweilige Ausrichtung und die Verantwortungsbereiche transparent dargestellt werden.