Grußwort der Schirmfrau der 29. Brandenburgischen Frauenwoche in Cottbus, Ulrike Menzel

Liebe Cottbuserinnen und Cottbuser, liebe Gäste der Stadt Cottbus,

als Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Cottbus unterstütze ich in diesem Jahr die 29. Brandenburgische Frauenwoche in Cottbus. Sie findet vom 1. bis 10 März statt und steht unter dem landesweiten Motto

"Hälfte / Hälfte – ganz einfach!"

Als ich gefragt wurde, ob ich die Schirmherrschaft für diese Frauenwoche übernehme, musste ich nicht lange überlegen. Als Christin in Leitungsverantwortung unterstütze ich das Motto gern, dem wir im Evangelischen Kirchenkreis Cottbus nahezu entsprechen: Im Kreiskirchenrat, der den Kirchenkreis leitet und monatlich tagt, arbeiten von 13 Mitgliedern sieben Frauen mit (54 %). Der Kreissynode, dem „Parlament" des Kirchenkreises, gehören 36 Frauen von 79 Mitgliedern an (46 %), unter den stellvertretenden Mitgliedern sind 59 % Frauen.

Auch sonst kann ich mich mit den Anliegen der Frauenwoche identifizieren, die ich für eine hervorragende Visitenkarte unserer für alle Menschen lebenswerten Stadt Cottbus halte. Christinnen sind schon lange dabei. Seit 1993 gehört der Weltgebetstag, eine weltweite Basisbewegung christlicher Frauen mit 130jähriger Tradition, selbstverständlich zur Cottbuser Frauenwoche. Immer am 1. Freitag im Monat März feiern Frauen, Männer und Kinder in über 120 Ländern der Erde einen ökumenischen Gottesdienst, in dem die Situation von Frauen und Mädchen eines jährlich wechselnden Landes im Mittelpunkt steht. Der Gottesdienst wird von Christinnen verschiedener Konfessionen, Altersgruppen und unterschiedlicher Bildungsbiographien gemeinsam vorbereitet und mit allen offenen und interessierten Menschen begangen.

2019 erinnern wir an 100 Jahre Wahlrecht von Frauen in Deutschland. Seit 1908 dürfen Frauen in Preußen Evangelische Theologie studieren und in unserer Landeskirche seit 1943 Pfarrerinnen werden. Doch es bleibt viel zu tun, bis Frauen auch in Leitungspositionen gut vertreten sind. Eine Bundespräsidentin hatten wir noch nicht. Bischöfinnen kann man an einer Hand abzählen, Superintendentinnen sind wir zur Zeit in unserer Landeskirche fünf von 26. In 16 Bundesländern findet man nur zwei Ministerpräsidentinnen. Nach der letzten Bundestagswahl 2017 sank der Frauenanteil im Bundestag auf gerade einmal rund 31 % aller Abgeordneten (490 Männer und 219 Frauen). In den Länderparlamenten liegt der Durchschnitt bei ca. 30 % Frauen, wobei im Landtag Brandenburg derzeitig ein Frauenanteil von 38,6 % (34 Frauen von insgesamt 88 Abgeordneten) zu verzeichnen ist. Auch dieser Anteil ist seit der 4. Legislaturperiode (2004-2009) rückläufig, damals waren 39 der Abgeordneten weiblich (44,3 %). In den Kommunen beträgt der Anteil an den weiblichen Mandatsträgerinnen bundesweit gerade einmal rund 25 %. Auch in Behörden, Gremien und Ministerien sind bedeutend weniger Frauen als Männer in Leitungspositionen. Von den derzeit 30 beamteten Staatssekretären im Kanzleramt und den Bundesministerien sind fünf Frauen (16,7 %). In obersten Landesbehörden leiten Frauen jede fünfte Abteilung (20,3 %) von insgesamt 867 Abteilungen. In Brandenburg beträgt der Frauenanteil an den Abteilungsleitungen 25 %. Neben dem Ministerpräsidenten sitzen heute sieben Minister und drei Ministerinnen am Kabinettstisch der brandenburger Landesregierung. Drei Staatssekretärinnen und acht Staatssekretäre führen auf der nächsten Ebene die Ressorts und die Staatskanzlei. Auch in anderen Bereichen gibt es Zahlen, die sich ändern müssten. So gibt es z. B. in den Vorständen der 200 größten Unternehmen in Deutschland 4 % Frauen, in den Vorständen der Dax-30-Unternehmen sind 5 % Frauen vertreten. Der Frauenanteil unter Führungskräften in Deutschland lag 2017 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei 29,2 % und ist damit niedriger als ihr Anteil an allen Erwerbstätigen (46,5 %). In deutschen Medien sind 2 % Chefredakteurinnen. Bei den 53 öffentlich-rechtlichen Banken gibt es 2,5 % Frauen in den Vorständen.

Diese Zahlen können besser werden, wenn sich Frauen finden, die Leitungsverantwortung übernehmen, und ihr Engagement gesellschaftlich gewollt wird. Deswegen ermutige ich alle Frauen und Mädchen, sich verantwortlich einzubringen, Denen, die sich fragen, ob sie sich das antun sollten, stehe ich gern zum Gespräch zur Verfügung.

Das Programm der diesjährigen Frauenwoche in Cottbus will auf die aktuellen gleichstellungspolitischen Problemlagen hinweisen und Mut zur Veränderung machen. Ich danke allen 17 verschiedenen kommunalen Akteurinnen und der Gleichstellungsbeauftragten unserer Stadt. Ich danke auch den Sponsorinnen und Sponsoren, die mit ihrer finanziellen Unterstützung sehr zum Gelingen der Frauenwoche beigetragen haben. Ohne diese finanzielle Hilfe wäre die Cottbuser Frauenwoche nicht realisierbar.

Ich wünsche uns allen interessante Gespräche und Begegnungen. Ich freue mich, wenn Sie die Veranstaltungen rege besuchen und sich auch nach der Frauenwoche für Anliegen in Sachen Gleichstellung von Frauen und Mädchen engagieren.

Ihre
Ulrike Menzel


Programmheft

Programmheft der 29. Brandenburgischen Frauenwoche ‧ PDF ‧ 1.02 MByte ‧ 18.02.2019