Grußwort zur 32. Brandenburgischen Frauenwoche in Cottbus/Chośébuz von Sabine Hiekel – Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Cottbus/Chośébuz
Motto: Gehen oder Bleiben?
Liebe Cottbuserinnen und Cottbuser,
wissen Sie noch, Anfang März fand immer in Cottbus die Brandenburgische Frauenwoche statt. Sie war der frauenpolitische Höhepunkt in unserer Stadt, wo sich jährlich viele interessierte Menschen aus nah und fern zu verschiedensten Veranstaltungen live trafen. Im vergangenen Jahr verlegten die Organisatorinnen die Frauenwoche pandemiebedingt in den Oktober. Neben Bewährtem wurden auch neue Veranstaltungsformate angeboten. So gab es Livestreams, Videokonferenzen, aber auch Liveveranstaltungen mit ausgedünntem Publikum. Für uns alle bedeutete dies Neues zu probieren und z. T. auch enorme organisatorische Hürden zu meistern. Es war eine kleine Frauenwoche, die da stattgefunden hatte, mit einem eher kleinem Erfolg. Wir lassen uns aber nicht entmutigen, schon gar nicht in diesen Zeiten, wo Corona gezeigt hat, dass Vieles was wir kannten, so nicht mehr funktioniert. Wir sind weiterhin kreativ und haben für Sie Veranstaltungen vorbereitet.
Die 32. Brandenburgischen Frauenwochen in Cottbus/Chośébuz starten in diesem Jahr am 4. März unter dem landesweiten Motto „Gehen oder bleiben?“. Aufgrund der immer noch aktuellen Entwicklung gehen die Veranstaltungen nun bis Ende November.
Das Motto ruft dazu auf, sich mit Strukturwandel in der Lausitz, Geschlechterrollen, Machtverhältnissen, sozialer Ungleichheit bis hin zur Frage nach Klimaschutz und einem nachhaltigeren Lebensstil auseinanderzusetzen. Ob Familie, Job, Verpflichtungen oder Träume: Es gibt für Frauen vielfältige Gründe aufzubrechen: zu neuen Orten, Lebensformen oder Jobs. Was Frauen brauchen, um über Gehen und Bleiben zu entscheiden, sind insbesondere gut bezahlte Arbeitsplätze, faire und flexible Arbeits- oder Studienbedingungen, eine vielseitige soziale, kulturelle und technische Infrastruktur, mehr Unterstützung für Alleinerziehende, gute und bezahlbare Wohnmöglichkeiten, Gewaltfreiheit, Bleiberecht und positive Zukunftsoptionen, Selbstbestimmung, mehr politische Beteiligung und Gestaltungsmöglichkeiten. Die Frage „Gehen oder Bleiben?“ stellen sich aber auch Frauen in gewaltvollen Partnerschaften, bei schlechter Bezahlung, bei geringer Wertschätzung oder Unsicherheiten im Beruf.
In der Lausitz ist die o. g. Frage vor allem für die jungen, gut ausgebildeten und z. T. hoch qualifizierten Frauen wichtig. Sie brauchen attraktive Angebote zur Erwerbstätigkeit, mit guten individuellen Entwicklungs- und Karrierechancen, mehr Lebensqualität sowie zur noch besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Daher kann der Strukturwandel in der Lausitz nur gelingen, wenn gerade diese Frauen dabei einbezogen, nach ihren Wünschen und Bedarfen gefragt werden und wenn sie sich in Gestaltungsprozesse auf ihre eigene Weise kreativ und alternativ einbringen können. Dies ist, wenn man die bisherige Strukturwandelpolitik betrachtet, noch nicht ausreichend gelungen. Der Strukturwandel der Lausitz wird bisher vor allem von (älteren) Männern gestaltet oder anders ausgedrückt: Männer verhandeln mit älteren Männern die Zukunft und tauschen sich mit anderen Männern darüber aus. Das bewusst zu machen und aufzuzeigen sowie Veränderungen anzustreben, soll in den Frauenwochen Ziel sein.
Die Veranstaltungen weisen auf bestehende Geschlechterdifferenzen hin, sollen Frauen stärken, vernetzen und zeigen, was Politik tun kann, damit auch die weibliche Hälfte der Bevölkerung in den Strukturwandelprozess stärker einbezogen wird, in der Heimat bleiben möchte und hier auch künftig gute Lebens- und Arbeitsperspektiven hat.
Ich wünsche uns allen spannende Gespräche und schöne Begegnungen. Ich freue mich, wenn Sie die Veranstaltungen besuchen und sich in den Strukturwandelprozess mit einbringen.
Im Namen aller Veranstaltungsorganisatorinnen
Sabine Hiekel
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Cottbus/Chośébuz