- Mittwoch
- 15.03.2023 · 11:00 – 19:00 Uhr · Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst (Cottbus) ·
Den Prolog zu Leon Kahanes Einzelausstellung „gedenken unserer durch die tat!“ bildet die dreiteilige Text/Bild-Installation „Jüdisch oder arabisch, Nahariya bleibt deutsch“ (2021). Weiterhin setzt sich die Ausstellung aus der titelgebenden Serie großformatiger Fine Art Prints auf Alu-Dibond, einer Reihe von Plakaten sowie einem Film zusammen. Die fotografischen Bilder zeigen ursprünglich DIN A4-große, auf das Maß von 200 x 135 cm vergrö-ßerte Ausrisse aus DDR-Propagandaplakaten. Die Texte ebenso wie die Abbildungen sind nur ausschnittweise zu lesen bzw. zu sehen: Sie handeln von Volk und Revolution, Opfer und Faschismus, vom Frieden in der Welt. Es gibt rein typografische Designs und solche, die die Textbotschaft mit Bildern verknüpfen: eine Taube, eine Weltkugel oder den Schattenriss eines historischen Schiffs. So ambivalent die Plakatfragmente durch ihre Unvollständigkeit sind, so deutlich wird der staatspolitische Zusammenhang sowie der Zweck auf den die Bilder verweisen: das Image der DDR als einem antifaschistischen Staat, der sich durch seine Selbstreflexion und sein Handeln positioniert. Das ideologische Vermächtnis der DDR ist inzwischen sowohl in den tagespolitischen als auch in den kulturellen Debatten der Gegenwart angekommen. Die staatliche Selbstbeschreibung der DDR als sozialistisch, solidarisch und antifaschistisch bildet hierbei ein attraktives Narrativ für die (ost)deutsche Suche nach einer Identität, die nicht nationalsozialistisch ist und vielmehr als Gegenentwurf einer gesellschaftspoliti-schen Utopie dient. Leon Kahane (geb. 1985 in Berlin, lebt und arbeitet in Berlin und Tel Aviv) widmet sich Themenkomplexen die oft auch mit seiner eigenen Biografie verknüpft sind. Denn die Plakatfragmente stammen aus dem Archiv seines Großvaters Max Kahane, der den Faschismus in den Internationalen Brigaden, später in der Résistance bekämpft hatte und nach dem Zweiten Weltkrieg als jüdischer Journalist in der DDR lebend über den Eichmann-Prozess und die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse berichtet hat. Jene vom Künstler auf Plakatgröße gezogenen Posterfragmente entstammen den Archivordnern, in denen Max Kahane Dokumente und Recherchematerial für seine Berichte gesammelt hat. Dieses historische Material ist inzwischen in die Sammlung des Deutschen Historischen Museum übergegangen, wird dort wissenschaftliche bearbeitet und ausgestellt.