Stadt Cottbus/Chóśebuz

Die Eröffnung der Ausstellung „Cottbus hört zu, Cottbus erzählt“ findet am Samstag, den 7. Dezember 2024, um 16:00 Uhr im Stadtmuseum Cottbus statt.

Wie sprechen wir über Migration in Vergangenheit und Gegenwart? Wer ist Teil dieses „Wirs“? Wessen Erzählungen werden gehört? Wie lassen sich Mitspracherecht und Teilhabe gestalten und vergrößern?

Die Ausstellung, die im Rahmen des Citizen Science-Projekts ,Ostdeutsche Migrationsgesellschaft selbst erzählen‘ (MigOst)* gemeinsam mit dem Geflüchtetennetzwerk Cottbus und dem Stadtmuseum Cottbus entwickelt wurde, nähert sich diesen Fragen im Hinblick auf die jüngere Geschichte Ostdeutschlands, insbesondere die Stadt Cottbus.

Obwohl auch die ostdeutsche Gesellschaft eine von Migration geprägte Geschichte und Gegenwart hat, dominieren mehrheitsgesellschaftliche Perspektiven in der Erzählung ihrer Vergangenheit. Stimmen von migrantischen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gehen oft unter.

Dabei gehören diese dazu, sind Teil einer gemeinsam geteilten Geschichte, machen (andere) Lebensrealitäten sichtbar, und sollten in aktuellen gesellschaftlichen (Selbst-)Verständigungsprozessen Gehör finden und in diese einbezogen werden. Die Ausstellung will migrantischen Stimmen Raum geben. So förderten Arbeitskräfte aus Vietnam, Polen oder Mosambik zu DDR-Zeiten Kohle in der Lausitz oder fertigten Textilien im Textilkombinat Cottbus. Menschen kamen für eine Ausbildung oder einen der raren Studienplätze nach Cottbus, andere als politische Emigrantinnen und Emigranten. Ab den 1990er Jahren folgten Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler, sogenannte Kontingentflüchtlinge und Kriegsgeflüchtete aus dem ehemaligen Jugoslawien, später aus Syrien, Afghanistan, heute aus der Ukraine. Andere, die z.B. als Kinder binationaler Paare in Ostdeutschland geboren wurden, machten und machen Erfahrungen des Andersseins, obwohl sie selbst keine Migration erlebten. Während der Ausstellungsentwicklung wurden Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ermutigt, in einem partizipativen Prozess ihre eigene Migrationsgeschichte zu reflektieren und zu teilen, an gemeinsamen Erzählungen zu arbeiten und diese weiterzuvermitteln. Die Dauerausstellung des Stadtmuseums wurde aktiv in diese Auseinandersetzung einbezogen, indem sie auf ihre migrationsgeschichtlichen Bezüge, aber auch Lücken untersucht wurde.

Insgesamt fanden sieben Erzählcafés, vier Stadtlabore und 13 biografisch-narrative Interviews am Standort Cottbus statt. Die Auseinandersetzung begann mit von den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen selbst gewählten Themen wie beispielsweise ,Ankommen in Cottbus‘, ,Leben mit zwei Kulturen‘, ,Rassismus und Diskriminierung im Alltag‘, ,Das Cottbus von morgen‘ oder ,Früher und heute: Mein Alltag in Cottbus‘. Später wurde gemeinsam überlegt, wie sich diese Themen in einer Ausstellung darstellen lassen.

Entstanden ist eine Ausstellung, die einerseits migrationsgeschichtliche Bezüge in der Dauerausstellung sichtbar macht, andererseits die Lebensgeschichten migrantischer Zeitzeuginnen und Zeitzeugen über Erinnerungsobjekte erzählt. Eine Broschüre gibt Einblick in die jüngste Migrationsgeschichte der Stadt Cottbus und verknüpft diese ebenfalls mit den Lebensgeschichten der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen .

Die Ausstellung lädt ein, neue Perspektiven auf Cottbus in Vergangenheit und Gegenwart zu werfen und Menschen kennenzulernen, die Cottbus zu ihrem neuen Lebensmittelpunkt machten und machen.