Mit Trauer und Betroffenheit reagiert Oberbürgermeister Holger Kelch auf den Tod des früheren Staatstheater-Intendanten Christoph Schroth: „Unser Mitgefühl gilt seiner Familie. Christoph Schroth hat für unsere Stadt weit über das Theater hinaus Prägendes geleistet. Auch die vielfältigen Reaktionen auf den Tod von Christoph Schroth zeugen von seiner Wirksamkeit für das deutschsprachige Theater.“ Christoph Schroth ist Träger der Ehrenmedaille der Stadt Cottbus/Chóśebuz.
Für Cottbus/Chóśebuz, für die Lausitz, für Brandenburg, für die fünf neuen Bundesländer war Christoph Schroth der richtige Theatermann, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Theater. Zwei Jahre nach den atemlosen politischen Veränderungen war überall in den neuen fünf Bundesländern, in der Lausitz, in Cottbus/Chóśebuz sehr drastisch und sehr schmerzhaft erfahrbar, wie tief der Einschnitt des Zusammenbruchs des „realen Sozialismus“ und der Übergang zur Marktwirtschaft, dem realen Kapitalismus, war und noch werden würde.
Christoph Schroth brachte mit seinem enormen Können und ebenso großem Selbstbewusstsein als ein in jahrzehntelanger Theaterarbeit gegen den Strom gewachsener Künstler die „Zonenrandermutigung“ in Cottbus auf die Bühnenbretter, die zugleich die Welt bedeuten können. Und das Theater, das er machen wollte und in Cottbus machte, sollte sich in die Zeitläufte einmischen und zugleich unterhalten, nicht nur eines von beiden. Er wollte Volkstheater machen. Christoph Schroth war weltläufig genug, um sich nicht zu scheuen, diesen Anspruch gerade nach 1990 zu leben und in seiner Kunst umzusetzen, damit wir, das Publikum uns daran reiben konnten. Ganz wesentlich hat seine charismatische Künstlerpersönlichkeit als Intendant in Cottbus dazu beigetragen, dass das Cottbuser Theater trotz vieler Widerstände als Staatstheater des Landes Brandenburg anerkannt wurde und selbst in der Zeit der großen finanziellen Einschnitte für kulturelle Einrichtungen in der zweiten Hälfte 1990er Jahren in seiner Struktur als Mehrspartentheater bestehen blieb.
Inzwischen ist es das einzige Mehrspartentheater in Brandenburg und Berlin. Gerade 2022 – 30 Jahre nach dem Beginn seiner Intendanz in Cottbus/Chóśebuz und insbesondere eingedenk seines Wirkens in unserer Stadt – können wir durchaus mit einer „Lausitzermutigung“ nicht nur in Theater, Kunst, Kultur Christoph Schroth würdigen, gemäß einem seiner überaus widersprüchlichen künstlerischen Gewährsmänner, Bertolt Brecht: „…ehrten sich, indem sie sich nützen … und hatten ihn also verstanden“.