Die Schule für niedersorbische Sprache und Kultur besteht 30 Jahre. Das Jubiläum wurde am Donnerstag, 29.09.2022, im Stadthaus gefeiert. Die Schule in Trägerschaft der Stadt Cottbus/Chóśebuz ist aus der seit 1952 existierenden „Zentralen Sorbischen Sprachschule“ in Dissenchen hervorgegangen.
Bildungsdezernentin Maren Dieckmann: „Als Verwaltungsspitze der größten zweisprachigen Stadt Deutschlands sind wir stolz auf diese einzigartige niedersorbische Bildungseinrichtung, die sich in Trägerschaft unserer kreisfreien Stadt Cottbus/Chóśebuz befindet. Es bleibt aber eine offene Frage, ob der Fortbestand auch ohne das besondere Engagement der damaligen Dozentin Maria Elikowska-Winkler gelungen wäre. Ihr gilt unser besonderer Dank. Am 01. August 1992 rief dann – auch dank des Wirkens des damaligen Oberbürgermeisters Waldemar Kleinschmidt und des damaligen Beauftragten für sorbische/wendische Angelegenheiten Bernhard Rentsch - die Stadt Cottbus/Chóśebuz die „Schule für niedersorbische Sprache und Kultur“ ins Leben. Dadurch und auch weil der heutige Landkreis Spree-Neiße und die Stiftung für das sorbische Volk eine Mitfinanzierung dieser wohl nicht nur in der zweisprachigen Lausitz, sondern in ganz Deutschland einmaligen Einrichtung übernahmen, konnte die Erwachsenenbildung in der niedersorbischen Sprache und Kultur fortgeführt werden. Die Schule hat in den vergangenen 30 Jahren einen unschätzbar wertvollen kulturellen Beitrag zum Erhalt und zur Revitalisierung der niedersorbischen Sprache geleistet. Die Schule für niedersorbische Sprache und Kultur vermittelt die niedersorbische Sprache Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen, wobei die sprachliche Erwachsenenqualifizierung ein besonderes Anliegen ist. Sie führt wissenschaftliche Seminare vor allem zum slawischen Sprachvergleich durch. Sie bietet Kurse mit Themen zu sorbischer/wendischer Volks- und Landeskunde, zu sorbischer/wendischer Musik und Literatur, zum Theater, zu den Trachten und zu der Volkskunst sowie zur Geschichte der Sorben/Wenden an. Darüber hinaus vermittelt sie Wissen über die Sorben/Wenden und ihre Geschichte an Interessenten im In- und Ausland und verwirklicht spezifische Aufgaben im Rahmen der Europäischen Union, in der das Sorbische/Wendische als slawische Sprache Brückenfunktion im osteuropäischen Raum hat.
Die Schule für niedersorbische Sprache und Kultur ist die einzige Bildungseinrichtung ihrer Art in der Niederlausitz und wohl auch in der gesamten Lausitz, die in der Lage ist, spezifische Bildungsaufgaben des Niedersorbischen zu lösen. Sie genießt über die Stadt Cottbus/Chóśebuz und Umgebung sowie über die Grenzen Deutschlands hinaus ein sehr hohes Ansehen.
In den zurückliegenden fünf Jahren seit dem Amtsantritt der neuen Leiterin Ute Henschel ist die kreative Analyse der Bedürfnisse der niedersorbischen Erwachsenenbildung fortgeführt worden. Auf deren Grundlage wurden interessante und zeitgemäße Angebote wie z.B. online-Sprachkurse und für dieses Jahr erstmals ein Filmförderpreis für das beste Filmkonzept mit niedersorbischer Sprachanwendung unterbreitet.
Lobend hervorheben möchte ich auch besonders, dass die Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur - nicht nur auf Grund der räumlichen Nähe - mit dem Niedersorbischen Gymnasium, mit der Arbeitsstelle Bildung Cottbus (ABC) und dem Witaj-Sprachzentrum eng zusammenarbeitet. Seit 2006 findet diese Zusammenarbeit mit weiteren Partnern in dem sorbischen/wendischen Bildungsnetzwerk bzw. nunmehr im Aktionsnetzwerk ihren besonderen Ausdruck. Das gemeinsame Ziel der Erhaltung und Revitalisierung der niedersorbischen Sprache wird durch die Akteure in den niedersorbischen Bildungsinstitutionen in einer so engagierten Weise verfolgt, die man im neudeutschen Sprachgebrauch durchaus als Best Practice bezeichnen kann.“