Das erste der insgesamt 15 Teilprojekte des geförderten Smart City-Modellprojekts der Stadt Cottbus/Chóśebuz – das „Innovative Energiemonitoring kommunaler Gebäude“ – geht nun in die praktische Umsetzung. Das Projekt zielt auf die Erfassung, intelligente Auswertung und Optimierung des Energieverbrauchs beispielsweise von Schulen, Kitas und weiteren Gebäuden im kommunalen Besitz.
Die etwa 80 größeren und die vielen kleineren Gebäude der Stadt Cottbus/Chóśebuz verursachen jährliche Kosten für den Bezug von Wärme, Strom und Wasser in Höhe von über drei Millionen Euro. Oberbürgermeister Holger Kelch ist überzeugt: „Mit dem Projekt zu einer intelligenten Energieleitwarte unserer öffentlichen Gebäude werden wir einen wichtigen Beitrag dazu leisten, nicht nur Energie einsparen zu können, sondern unsere Kleinsten beim Lernen beste Raum-Klima-Bedingungen bieten zu können.“ In Brandenburg ist Cottbus/Chóśebuz mit dieser Technologie eine der ersten Städte, die das Energiemonitoring breitflächig anwenden.
Durch den Einbau von sogenannten Datenloggern in den Gebäuden, Busleitungen und Funkübertragungen, können bereits heute eventuelle Fehlbetriebe, beispielsweise der Heizung oder auch nur ein dauerhaft laufender Wasserhahn, zeitnah erkannt und behoben werden. Die neue elektronische Erfassung, bisher eingesetzt an zehn Schul- und Kitastandorten, registriert alle 15 Minuten die wesentlichen Medienverbräuche und Gebäudezustände wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftqualität. Über eine sichere Internetverbindung werden die Daten auf einen Server übertragen. Das Herzstück dort ist die intelligente Analysesoftware. Sie speichert gleichzeitig Messwerte von bis zu 30 Sensoren je Objekt und erstellt Kennwerte unter Berücksichtigung der Klimafaktoren und Energiekosten. Die Software erkennt selbstständig Abweichungen im Vergleich mit Vorjahresverbräuchen sowie anderen Gebäuden. So wird die Gebäudetechnik kontinuierlich überwacht und den Alarmmeldungen kann schnell nachgegangen werden. Dieses Monitoring ist die Datengrundlage für ein umfassendes Controlling, einschließlich Optimierung von Einstellungen und Laufzeiten der gebäudetechnischen Anlagen.
Was früher mit der Energieabrechnung einmal pro Jahr geschah, kann ab jetzt online automatisiert kontrolliert und dadurch nachjustiert werden. So werden unnötige Kosten, Energie und Treibhausgasausstoß gespart.
Der nächste Schritt soll der Aufbau eines Energieteams der Stadt sein. Fachleute werden regelmäßig Energieberichte analysieren und Optimierungen anstoßen.
Für die Nutzerinnen und Nutzer der Schulen und Kitas bedeutet das, dass Heizung, Lüftungsanlage und Sonnenschutz so betrieben werden, dass das Raumklima angenehm und die Luftqualität gut ist. Ein sinnvoller und sparsamer Energieeinsatz schont die Stadtkasse und die Umwelt. Erfahrungen mit dieser Thematik hat die Stadt schon seit einigen Jahren. Projektleiter Dr. Tobias Häusler findet: „Der Einsatz der Digitalisierung hat hier einen hohen Nutzen, da neben dem Ziel der Energieeinsparung auch die Menschen in den Gebäuden davon profitieren“.
Als 2012 das umfassend sanierte Gebäude des Max-Steenbeck-Gymnasiums in Betrieb ging, wurde auch ein intensives Energiemonitoring umgesetzt, begleitet durch ein Forschungsprojekt des Bundeswirtschaftsministeriums mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. So konnte der Stromverbrauch der letzten fünf Jahre – verglichen mit den ersten beiden Betriebsjahren – um weitere 11 % und der ohnehin vorbildlich niedrige Fernwärmeverbrauch um 9 % gesenkt werden. Was damals noch mit hohem manuellem Aufwand bei der Datenauswertung für ein Objekt erreicht wurde, soll zukünftig mittels Digitalisierung und intelligenter Technik auf viele Gebäude übertragen werden.
Seit Juli 2019 werden ausgewählte Städte vom Bundesministerium für Wohnen, Bau und Stadtentwicklung (BMWSB) sowie von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für die Gestaltung des digitalen Wandels gefördert. Die Smart City-Konzepte verknüpfen Anforderungen der integrierten Stadtentwicklung mit den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (Ökonomie, Ökologie und Soziales) und den neuen Chancen der Digitalisierung. Die Projekte zielen auf integrierte, sektorenübergreifende (mindestens drei Sektoren) Strategien der Stadtentwicklung und deren Umsetzung. Sie sollen die Lebensqualität verbessern und der Aufwertung des öffentlichen Raumes dienen. Cottbus/Chóśebuz war eine der 13 Städte, die dank eines herausragenden Projektantrags von den Expertinnen und Experten bereits in der ersten Runde des Förderprogramms als „Modellprojekt Smart Cities“ für eine Förderung ausgewählt wurde.