Etappenziel bei der Sanierung der Hinterlassenschaften des ehemaligen Potsdamer Chemiehandels am Stadtring: Die Anlagen für die neue Sanierungsphase sind nunmehr komplett aufgebaut. Die Sanierungsarbeiten werden voraussichtlich bis zum Jahr 2026 andauern.
Das ehem. Betriebsgrundstück Parzellenstraße 15 wurde über 100 Jahren als Tuchfabrik, als Naßsteinpresserei und zuletzt als Chemiehandel industriell genutzt. Aufgrund des jahrzehntelangen unsachgemäßen Umgangs mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (LCKW), kam es zu einem massiven LCKW-Schadensfall im Untergrund der Liegenschaft des ehemaligen Potsdamer Chemiehandels. Durch die in der Vergangenheit mit dem Grundwasserabstrom verlagerten Schadstoffe, hat sich eine ca. 3,5 Kilometer lange Abstromfahne in westliche bis nordwestliche Richtung ausgebildet.
Bei den Schadstoffen handelt es sich um mobile, toxische und z.T. kanzerogene (Krebs erregende) Stoffe. Aus diesem Grund wurde zum Schutz der Menschen in den betroffenen Stadtgebieten die Nutzung von Grundwasser per Allgemeinverfügung verboten. Die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser ist durch die Lieferung der LWG gesichert.
Mit der Planung zum Ausbau des Stadtringes auf zwei Fahrbahnen, war der Erwerb des Grundstücks durch die Stadt Cottbus/Chóśebuz maßgebend. Richtungsweisend wurde seitens der unteren Abfallwirtschafts- und Bodenschutzbehörde das Instrument der Haftungsfreistellung angewandt, um die Investitionshemmnisse bedingt durch die vorhandenen Schadstoffe im Boden und Grundwasser, mit Hilfe der öffentlichen Hand zu beseitigen. Seit Ende der 1990er-Jahre ist die Stadt Cottbus/Chóśebuz nunmehr Eigentümerin des Grundstückes am Stadtring.
Unter den Vorraussetzungen
a) Notwendigkeit der Durchführung einer Altlastensanierung,
b) investives Handeln
c) Schaffung von Arbeitsplätzen
war es möglich, dass die Stadt Cottbus/Chóśebuz freigestellt wurde und sich das Land seither zu 90 Prozent an den Kosten für die notwendigen Sanierungsarbeiten beteiligt. Im April 1999 wurde die Stadt Cottbus/Chóśebuz bis zum April 2023 von der Kostenlast für Gefahrenabwehrmaßnahmen freigestellt.
Erste Maßnahmen und Sicherung :
Nach umfangreichen Untersuchungen im Boden und im Grundwasser wurde 2003 die Grundwasser-und 2005 die Bodenluftsanierungsanlage in Betrieb genommen.
Das Grundwasser wird an zwei Sanierungsbrunnen gehoben, in der Sanierungsanlage (Halle auf dem Grundstück) behandelt und dann gereinigt in die Spree abgeleitet. Auch die Bodenluft, welche über ein umfangreiches Drainagesystem unter dem heutigen Parkplatz, der BMX-Anlage und dem Stadtring installiert wurde, wird abgesaugt und gereinigt.
Mit diesem Verfahren wurden seit 2003 insgesamt 16,9 Tonnen Schadstoffe aus der Quelle entsorgt.
Seit 2003 finden hydraulische Sicherungsmaßnahmen auf dem Grundstück PCH statt. Damit konnte eine weitere Schadstoffverlagerung im Grundwasser verhindert werden.
Mit diesem Verfahren ist es jedoch nicht zu schaffen, den massiven LCKW-Schaden in einer angemessenen Zeit und wirtschaftlich vertretbar zu beseitigen und das Sanierungsziel zu erreichen. Es musste ein neues, effektiveres Sanierungsverfahren entwickelt werden.
Beginn Insitu-Sanierung:
Dazu wurde erneut untersucht und geplant und eine Verfahrenskombination entwickelt, die es ermöglicht, in absehbarer Zeit die Schadstoffquelle so zu reduzieren, dass davon keine Gefahr für die Umwelt mehr ausgeht. Für die Installation der Infrastruktur der einzelnen Sanierungsmodule war es erforderlich, 55 Airspargingbrunnen, 22 Multiphasenbrunnen sowie 20 Brunnen für die Insituchemischen Oxidation und 20 Grundwassermessstellen zur Sanierungskontrolle zu errichten. Des Weiteren wurden 700 Meter Leitungsgräben, 3 Rohrbrücken sowie die dazu gehörenden Sanierungsanlagen in Containerbauweise benötigt. Um Zeit zu sparen, wurde mit 3 Bohrgeraten gleichzeitig und mit umfangreicher Spezialtechnik gearbeitet.
Die besondere innerstädtische Lage mit zweispurigem Stadtring, angrenzender Wohnbebauung und Gewerbenutzung sowie schwierigen Untergrundverhältnissen machte die Durchführung der umfangreichen Baumaßnahme nicht leichter. Die Beschränkungen im Fuß-, Rad- und Straßenverkehr waren für alle Bürgerinnen und Bürger spürbar, sicher auch z.T. belastend, aber dringend notwendig und alternativlos. Nunmehr ist die Baumaßnahme der Installation der einzelnen Sanierungsmodule abgeschlossen und konnte in Betrieb genommen werden. Es ist geplant die Sanierung der Schadstoffquelle bis zum Jahr 2026 erfolgreich zu beenden.
Bislang sind mehr als 18 Millionen Euro für die Sanierung aufgewendet worden. Bis zum Ende wird mit Gesamtkosten der Sanierung von ca. 26 Millionen Euro gerechnet.
Problem der Abstromfahne / erneuter Erlass Allgemeinverfügung :
Weiterhin besteht das Problem, dass sich die vor vielen Jahren gebildete Schadstofffahne im Grundwasser mehr und mehr in Richtung Westen (Ströbitz) der Stadt ausbreitet. Bereits in den zurückliegenden Jahren musste der Geltungsbereich der Allgemeinverfügung zum Nutzungsverbot des Grundwassers als Gefahrenabwehrmaßnahme erweitert werden.
Die Sanierung der Schadstofffahne wäre nicht finanzierbar und beschränkt sich im Zuge der Gefahrenabwehr auf die Untersuchung der zahlreichen Grundwassermessstellen. Im Rahmen eines jährlichen Grundwasser-Monitorings werden die Belastungen im Grundwasser gemessen und ausgewertet. Dabei wurden die z.T. immer noch sehr hohen Schadstoffgehalte nachgewiesen.
Die Ergebnisse des letzten Grundwasser-Monitorings bestätigten die weitere Ausbreitung der Schadstofffahne im Grundwasser und damit verbunden die erneute Ausweitung des
Geltungsbereiches der bestehenden Allgemeinverfügung. Derzeit prüft die Verwaltung gemeinsam mit weiteren Fachleuten, inwieweit eine Ausweitung der Allgemeinverfügung im Ortsteil Ströbitz notwendig ist.