Ab Mittwoch, 28.10.2020, steht das Wendische Museum in Cottbus/Chóśebuz wieder für Besucher offen. Das Haus in der Mühlenstraße 12 ist in den zurückliegenden Jahren saniert und die Dauerausstellung komplett überarbeitet worden. Die Gesamtkosten lagen bei ca. 1 Million Euro.
Nach umfänglicher Sanierung des Gebäudes, eines traditionsreichen, historischen Bürgerhauses, und der Einrichtung einer vollständig neuen Dauerausstellung im ersten Obergeschoss vermittelt das Museum seinen Gästen aus Nah und Fern wieder interessante Einblicke in die sorbische/wendische Kulturgeschichte der Niederlausitz.
In ihrer Eröffnungsrede betonte die Cottbuser Kulturdezernentin Maren Dieckmann am Dienstag, 27.10.2020:
"Erste Grundlagen für das Wendische Museum und die Sammlung wurden fast auf den Tag genau vor 140 Jahren geschaffen, als die „Kommission zur Unterstützung Theologie studierender Wenden“ der wissenschaftlichen Gesellschaft Maśica Serbska in Cottbus/Chóśebuz ihre Arbeit aufnahm. Weitere Impulse kamen seit 1884 auch durch die museale Sammlungstätigkeit der in Calau gegründeten Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde. 1907 schlug der damalige Cottbuser Bürgermeister Dr. Adolf von Varnhagen dem sorbischen/wendischen Pfarrer Gotthold Schwela die Gründung eines Wendischen Museums vor. 1908 wurden dafür 500 Mark im Stadt-Etat bereitgestellt und vereinbart, „dass neben dem deutschen Namen auch der wendische stehen muss.“ Das war mit Blick auf die stark germanisatorischen politischen Rahmenbedingungen des Deutschen Kaiserreiches für Cottbus/Chóśebuz bahnbrechend. Und den Männern, die diesen Gedanken seinerzeit aussprachen, gebührt noch heute unser Respekt.
In Folge des zweiten Weltkrieges erlitt die Stadt Cottbus/Chóśebuz einen fast kompletten Verlust ihrer Museumssammlung. Auch sorbisches/wendisches Sammlungsgut war davon betroffen. Dennoch gelang es 1952 bis 1956, die „Ausstellung zur Geschichte und Kultur der Sorben“ im Erdgeschoss des Schlosses Branitz zu zeigen. Dem Engagement sorbischer/wendischer und deutscher Wissenschaftler, Lehrer und Kommunalpolitiker war es zu verdanken, dass verschiedene Sonderausstellung zur sorbischen/wendischen Kunst in unserer Stadt auch weiterhin gezeigt werden konnten.
1978 beschloss der Rat des Bezirkes Cottbus außerdem den Aufbau eines „Museums für niedersorbisches Schrifttum“ innerhalb des Bezirksmuseums. Das war für das sorbische/wendische Museumswesen in der Niederlausitz eine entscheidende Weichenstellung, da damit neben der bisherigen Präsentation der meist bäuerlich geprägten Alltagskultur der Sorben/Wenden auch die Vermittlung der kulturgeschichtlichen Leistungen des sorbischen/wendischen Volkes in den Fokus trat. Mit der friedlichen Revolution 1989 und der deutschen Wiedervereinigung 1990 war auch für das Wendische Museum eine Neubestimmung verbunden. Die Fokussierung auf Schrifttum und Sprache wurde auf die gesamte kulturhistorische Themenvielfalt ausgeweitet.
Seit der feierlichen Eröffnung des Wendischen Museums 1994 hat sich das Wendische Museum für die Stadt Cottbus/Chóśebuz zu einem wahren Juwel entwickelt. Wir haben in den vergangenen vier Jahren quasi die Patina abgenommen.“
Die gesamte Ausstellungsfläche wurde erneuert. Die Ausstellung zeigt ein neues, hochwertiges Design und Farbkonzept, eine individuelle Raumgestaltung, neue mediale Angebote, die die niedersorbische Sprache erlebbar werden lassen.
Es besteht ein neuer Service-Bereich zum Besucherempfang mit Garderobe und Schließfächern. Ein neu gestalteter Empfangsraum mit einem Einführungsfilm zur Ausstellung wurde geschaffen. Die Sonderausstellungsräume sind neu gestaltet, wie auch der Innenhof mit einem symbolischen Lindenblatt. Die Dauerausstellung im ersten Obergeschoss wurde als ein geschlossener Rundgang konzipiert.
Allerdings müssen aktuell Einschränkungen für den Besuch des Museums in Kauf genommen werden. Die Zahl der zeitgleich das Haus besuchenden Gäste ist auf Grund der Raumsituation auf eine Anzahl von 20 begrenzt. Mund- Nasen-Bedeckung ist im Haus Pflicht. Eine Anmeldung unter der E-Mail-Adresse info@wendisches-museum.de wird angeraten.