Die Stadt Cottbus/Chóśebuz hat der Bundeszentrale für politische Bildung zwei Standorte für die Einrichtung eines neuen Fachbereiches angeboten. „Mit großem Interesse haben wir Ihre Ankündigung aufgenommen, in Cottbus/Chóśebuz oder Halle/Saale einen neuen Fachbereich der Bundeszentrale für politische Bildung einzurichten. Wir begrüßen diesen Schritt ausdrücklich", heißt es in einem Brief an den Präsidenten Thomas Krüger.
Die Stadt Cottbus/Chóśebuz biete für das Vorhaben zwei Standorte mit authentischen Bezügen, heißt es weiter. So werde derzeit der frühere Tagebau Cottbus Nord, der ca. 20 Prozent der Stadtfläche umfasst, zum größten künstlichen See Deutschlands, dem Cottbuser Ostsee, umgestaltet. Im Osten der Stadt entstehen im Tagebauumfeld ein völlig neues, teilweise CO2-neutrales Stadtquartier, neue Entwicklungsachsen für die Stadt, ein Standort für Wissenschaft, für Forschung zu neuen Formen der Arbeit, für urbanes Leben, Tourismus und Naherholung. Hier zeigen sich die Herausforderungen und Chancen des wirtschaftlichen und sozialen Umbaus einer Stadt unter Real-Bedingungen. All dies braucht den Prozess eines breiten Austauschs von Meinungen und Informationen sowie umfassender Bildung, heißt es in dem von Bürgermeisterin Marietta Tzschoppe unterzeichneten Schreiben.
Zugleich steht Cottbus/Chóśebuz gemeinsam mit seinen vielen engagierten Menschen zu einem schweren Erbe aus zwei Diktaturen. In Cottbus/Chóśebuz wurden Menschen wegen ihrer politischen Überzeugungen und gegen ihren Freiheitswillen zwischen 1933 und 1989 gefangen gehalten und ihrer Würde beraubt. Zeugnis davon ist der Standort des früheren Zuchthauses an der Bautzener Straße, der von ehemaligen Häftlingen erworben und als Menschenrechtszentrum Cottbus geführt wird. Im Auftrag der Stadt Cottbus/Chóśebuz wird derzeit eine erweiterte, langfristige Entwicklungsstrategie für die Anlage erarbeitet. Vorstellbar ist es, an diesem Standort die Außenstelle des Archivs der insbesondere den Bezirk Cottbus betreffenden Unterlagen des ehemaligen Ministeriums der Staatssicherheit der DDR anzusiedeln. Dies ist aus Sicht der Stadt Cottbus/Chóśebuz und des Menschenrechtszentrums ein guter Ansatz, Archiv- und Erinnerungsarbeit sowie die Aufarbeitung durch die Stasi-Unterlagen-Behörde mit den Aufgaben des neuen Fachbereiches der Bundeszentrale für politische Bildung zu kombinieren.
Der Fachbereich der BZpB könnte den Transformationsprozess unmittelbar vor Ort begleiten und einen wertvollen Beitrag zur Vermittlung und Verankerung demokratischer Werte und Strukturen, aber auch im Diskussionsprozess um Anerkennung von Lebensleistungen, Ost-Biographien und dem bereits seit 1990 vollzogenem gesellschaftlichen Wandel leisten. Auch dafür wäre ein Standort in Cottbus/Chóśebuz ein authentischer Ort – als Ort der Begegnung, des Austausches, der politischen Bildung und der sozialwissenschaftlichen Arbeit.
Bürgermeisterin Marietta Tzschoppe übermittelt in dem Brief eine Einladung an Präsident Thomas Krüger, sich in Cottbus/Chóśebuz persönlich ein Bild von den Möglichkeiten zu machen.