Eine „schiffbare" Anbindung des zukünftigen Cottbuser Ostsees an die Spree ist eine stadtplanerische Idee von vielen, die beim gestrigen Bürgerdialog von Ostseemanager Stefan Korb vorgestellt wurde. „Cottbus muss ein eigenes Profil herausbilden, um noch mehr Tagestouristen in die Stadt zu bringen", betonte Korb. Demnach könne eine Wasserwegeverbindung vom Ostsee bis nach Berlin ein Alleinstellungsmerkmal sein. Der Cottbuser Ostsee biete für Cottbus die Chance, sich überregional zu positionieren und eine zentrale Rolle im Strukturwandel einzunehmen. Darüber ist sich Ostseemanager Stefan Korb sicher. Immerhin ginge es darum, nicht nur einen See zu entwickeln, sondern neue städtische Quartiere zu erschaffen. Neben
1.900 Hektar Seefläche gehe es darum, auch 1.000 Hektar städtische Fläche zu planen – immerhin 17 Prozent des gesamten Stadtgebietes. Eine alleinige touristische Nutzung des Sees sei aufgrund der Nähe zum Lausitzer Seenland allerdings nicht tragfähig, so Korb weiter. Attraktive Wohnanlagen in Seenähe und die Schaffung eines CO2-neutralen Stadtquartiers sind weitere Ideen, die derzeit besprochen und vorbereitet werden.
Vielfach wurde aus dem Publikum der Wunsch geäußert, Ordnung in die zahlreichen Projekte, involvierten Institutionen und Prozesse zu bringen. Die Bestrebungen der zahlreichen Akteure seien undurchsichtig und nicht nachvollziehbar, hieß es. Torsten Bork, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Lausitz und Gast auf dem Podium, äußerte sich zuversichtlich, dass es in wenigen Monaten Klarheit geben werde, sobald der Bund ein Gesetz zum Strukturwandel auf den Weg bringt. Die Vielzahl der Akteure sieht er durchaus positiv, wichtig sei allerdings, dass es eine gleichgerichtete Bewegung aller Beteiligten gebe. Weiterhin betonte er, dass Perspektiven für die Jugend und Familien geschaffen werden müssen, denn nur dann könne auch der Abwanderung entgegen gewirkt und langfristig Fachkräfte gesichert werden.
Ostseemanager Korb räumte zudem ein, dass Strukturwandel auch ein Einschnitt in das persönliche Leben bedeute. Deshalb wolle man u. a. ein Qualifizierungs- und Schulungszentrum am Ostsee planen, um Perspektiven für Arbeitskräfte zu schaffen, die derzeit im Kohlesektor tätig sind. Die Entwicklung der Brandenburgischen-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg zum „Energiecampus" sei dafür ein weiterer Baustein.
Oberbürgermeister Holger Kelch sieht auch die Stadt in der Verantwortung und will auf den Strukturwandel vorbereitet sein: „So viel Geld in verhältnismäßig kurzer Zeit wird es hier in der Region nicht noch einmal geben. Daher werden wir uns als Stadt besser aufstellen, damit wir selbst verstärkt Fördermittel rechtzeitig abrufen können. Dazu brauchen wir Planungspersonal und das noch in diesem Jahr, denn die Uhr tickt. Sobald das Geld in die Lausitz kommt, wollen wir durchgeplante Projekte vorlegen können."
Aufgrund der großen Publikumsresonanz sicherte Oberbürgermeister Holger Kelch am Abend noch einen weiteren Bürgerdialog zum Thema Strukturwandel zu. Dafür hatte sich das anwesende Publikum mehrheitlich ausgesprochen. Dann soll es darum gehen, welche konkreten Ideen die Stadt Cottbus/Chóśebuz im Prozess des Strukturwandels verfolgt. Einen Termin dafür könnte es im Juni dieses Jahres geben. Beim nächsten Bürgerdialog am 5. März 2019 werden sich Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverordnetenversammlung den Fragen der Bürgerinnen und Bürger stellen.
Rund 120 Gäste waren am gestrigen Dienstagabend der Einladung von Oberbürgermeister Holger Kelch gefolgt und hatten sich im Stadthaus der Stadt Cottbus/Chośébuz zum Bürgerdialog eingefunden. Zum Motto „Kohle für Kohle – Der Wandel und der Ostsee" hatten der Ostseemanager Stefan Korb, der Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Lausitz, Torsten Bork, sowie Oberbürgermeister Holger Kelch und die stellvertretende Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Christina Giesecke, auf dem Podium Platz genommen.