Am Donnerstag, dem 1. März 2018 findet von 12:00 – 14:00 Uhr im CottbuserStadthaus die Festveranstaltung „20 lět Witaj® - 20 Jahre Witaj®“ statt.
Im Jahre 1998 startete der Sorbische Schulverein e.V. mit dem ModellprojektWitaj® in Cottbus/Chóśebuz den Revitalisierungsprozess der niedersorbischen Sprache und legte damit den Grundstein für ein ganzheitliches Spracherwerbsprogramm für die sorbische/wendische Sprache von der Kindertagesstätte bis zum Abitur in Brandenburg und in Sachsen.
Im Land Brandenburg/Bramborska unterhält der Sorbische Schulverein e.V. für die Niederlausitz die beiden Cottbuser Kindertagesstätten „Mato Rizo“ in Cottbus-Sielow/Chóśebuz-Žylow und „Villa Kunterbunt“ in Cottbus-Mitte/Chóśebuz-srjejź. Die Witaj-Kinder nehmen den Weg über die Grundschule/zakładna šula „Lutki“ zum Niedersorbischen Gymnasium/Dolnoserbski gymnazium. Nach dem aktuellen Schulentwicklungsplan der Stadt Cottbus/Chóśebuz wird auch künftig bei der möglichen Neueinrichtung von Schulen das Witaj-Projekt nach Möglichkeit im Raumkonzept Berücksichtigung finden.
Witaj® ist als Eigenname rechtlich geschützt und wurde zum Qualitätssiegel des Sorbischen Schulvereins e.V. Nach 20 Jahren hat das Modellprojekt Witaj® eine regionale, landesweite und europäische Dimension erlangt. Das Interesse für Zwei- und Mehrsprachigkeit nimmt nicht nur unter den deutschen und sorbischen/wendischen Eltern zu, sondern auch bei Wissenschaftlern – von Linguisten über Soziologen bis zu den Neurologen – auf der ganzen Welt.
Kinder in den Witaj-Kindertagesstätten der Nieder-und Oberlausitz stammen fast ausnahmslos aus deutschsprachigen Familien, jedoch nimmt der Anteil an sorbischen/wendischen Muttersprachlern zu. Vor Schulantritt verstehen diese Kinder, altersentsprechend und nach ihren Fähigkeiten, weitestgehend die sorbische/wendische Sprache und sprechen kurze Sätze. Sie sind stolz, Witaj-Kinder zu sein, da sie etwas Besonderes sind. Neben der Sprache identifizieren sie sich auch mit dem sorbischen/wendischen und zweisprachigen Umfeld und sind den erst in der Schule Sorbisch/Wendisch lernenden Kindern Vorbild.
Die Vorsitzende des Sorbischen Schulvereins e.V., Ludmila Budar, stellt fest:
„Trotz aller Erfolge können wir mit Witaj® den Assimilierungsprozess des sorbischen/wendischen Volkes nicht aufhalten. Im Vergleich zu anderen nationalen Minderheiten benötigen wir mehr öffentliche Sprachräume mithilfe von Rundfunk, Fernsehen und moderner Medien.“ Sie dankt allen, die das Bemühen um die Revitalisierung, Erhalt und Weiterentwicklung der sorbischen/wendischen Sprache unterstützen.
Hintergrund:
Witaj® gehört inzwischen zum internationalen Forschungsobjekt. So haben Wissenschaftler festgestellt, dass beim Kind, welches von Geburt an zwei Sprachen lernt, nur ein einziges neuronales Netz für beide Sprachen gebildet wird. Deshalb erlernt das Kind spielend und ohne Schwierigkeiten später auch weitere Sprachen. Wenn es aber erst in der Schule die zweite Sprache erlernt, bildet sich im Gehirn ein zweites neuronales Netz und das Erlernen weiterer Sprachen ist bedeutend mühsamer und schwieriger. Deshalb hat der Sorbische Schulverein e.V. in seinen Einrichtungen den immersiven Spracherwerbsprozess bereits in die Kinderkrippe vorverlegt. Denn die Sprache ist das wichtigste Identitätsmerkmal der Sorben/Wenden. Mit der Sprache vermitteln wir auch die sorbische/wendische Kultur und bauen zugleich eine emotionale Bindung zu ihr auf. Eine herausragende Rolle spielen dabei die Eltern und Familienangehörigen. Sie sind das Vorbild und entscheiden, welcher Bildungsweg für ihr Kind vorteilhaft ist und wie weit sie es unterstützen wollen.
Erfahrungen aus 20 Jahren lehren, dass es sehr wichtig ist, dass Erzieher und Erzieherinnen mit viel Liebe korrekt die Kinder sorbisch/wendisch ansprechen und sich mit ihnen unterhalten. Die vollständige Immersion ist der Schlüssel für den Erfolg. Welche Vorteile die Witaj®-Bewegung gebracht hat sowie statistische Angaben sind in der neuesten Publikation „20 lět Witaj®“ veröffentlicht.