Die Max-Grünebaum-Stiftung würdigte am 18. Oktober 2015 Künstler des Staatstheaters Cottbus mit zwei Max-Grünebaum-Preisen und einem Förderpreis. Zwei Max-Grünebaum-Preise sowie einen Förderpreis erhielten Nachwuchswissenschaftler der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus–Senftenberg.
Max-Grünebaum-Preisträger des Staatstheaters Cottbus sind die Schauspielerin Ariadne Pabst und der Schauspieler Johannes Kienast. Die Mas-kenbildnerin Andrea Braun erhielt den Karl-Newman-Förderpreis. Max-Grünebaum-Preisträger 2015 der BTU Cottbus–Senftenberg sind die beiden Nachwuchswissenschaftler Dr. rer. oec. Sarah Frost und Dr. rer. nat. Martin Schwarick. Der Ernst-Frank-Förderpreis wurde Sascha Krauz verliehen.
Der Max-Grünebaum-Preis, der in diesem Jahr zum 19. Mal vergeben wurde, ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Die Förderpreisträgerin des Staatstheaters erhielt eine Theaterreise nach London, der BTU-Förderpreisträger ein Stipendium für ein Auslandssemester in Schottland. Die Preisverleihung fand im Rahmen eines öffentlichen Festaktes im Großen Haus des Staatstheaters Cottbus statt. Die Preisträger des Theaters von 2014, Solorepetitorin Bo-Kyoung Kim und Tänzer Stefan Kulhawec,. dieser gemeinsam mit dem Ballettensemble in einer Choreografie von Jason Sabrou, präsentierten sich mit künstlerischen Arbeiten. Unter der Leitung von Evan Christ umrahmte das Philharmonische Orchester die festliche Preisverleihung mit Musik von Johann Sebastian Bach und Giovanni Pergolesi; es sang der Opernchor.
Die Preisträger des Staatstheaters Cottbus 2015
Max-Grünebaum-Preisträgerin Ariadne Pabst gehört zum Schau-spielensemble des Staatstheaters Cottbus. Die in Eisenach geborene Schauspielerin absolvierte von 1996 bis 2001 eine Bühnentanzausbildung in Köln und Nürnberg. Im Anschluss daran erhielt sie von 2004 bis 2008 eine Schauspielausbildung am Schauspiel-haus Salzburg. Noch während ihrer Ausbildung wurde Ariadne Pabst als Elevin an das Schauspielhaus Salzburg verpflichtet und ist seit der Spielzeit 2008/2009 am Staatstheater Cottbus engagiert.
Ariadne Pabst spielte in den vergangenen Jahren verschiedenste Rollen, die ihre Basis stets in einer feinen Sensibilität und großem Körperbewusstsein hatten. Sie vermag es, tiefe Emotionalität mit genauen denkerischen und spielerischen Haltungen zu verbinden. Ihr Spiel zeichnet sich durch Authentizität aus, verbunden mit genauer, facettenreicher Figurenzeichnung. Ariadne Pabst war die expressive Marie in „Woyzeck & Marie", die naive Dorothy in „Der Zauberer von Oss", eine fordernde Ina in „Im Rücken die Stadt". Sie spielt eine sich vom Vater emanzipierende Recha in „Nathans Kinder" und die taffe Dr. Brigitte Manzinger in „Das Himbeerreich". Eine Rolle, die ihre Schauspielkunst in verschiedensten Richtungen forderte und Extreme von ihr abverlangte, ist ihre gemeinsam mit Regisseurin Katka Schroth erarbeitete Nora Helmer in Henrik Ibsens „Nora oder Ein Puppenhaus". Diese Herausforderung meisterte Ariadne Pabst mit Bravour.
Schauspieler Johannes Kienast erhielt den Max-Grünebaum-Preis 2015. 1986 in Halle/Saale geboren, absolvierte er seine Schauspielausbildung zwischen 2008 und 2012 an der Westfälischen Schauspielschule Bochum. Noch während des Studiums wurde er für Auftritte an das Schauspielhaus Bochum und das Schauspiel Essen engagiert. Seit der Spielzeit 2012/2013 ist er am Staatstheater Cottbus. Zudem arbeitet er als Schauspieler für Kino und Fernsehen, u. a. mit den Regisseuren Hermine Huntgeburth, Lars von Trier, Baltasar Kormákur, Marco Petry, Sherry Hormann und Hendrik Hölzemann. In Hölzemanns Film „Axel der Held" übernahm Johannes Kienast 2014 die Hauptrolle.
Auf der Cottbuser Bühne gestaltete er zuerst drei kleine Figuren in Strittmatters „Der Laden", die in Erinnerung blieben. Johannes Kienast spielt in „Arsen und Spitzenhäubchen" mit großer Wahrhaftigkeit und feinem komödiantischem Gespür den Mortimer. Er verkörperte den Hans in „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren" und zeigte hier einen geerdeten, mutigen und zugleich phantasievollen Jungen, der selbstbewusst seinen Weg bis in die Hölle beschreitet. Mit der Rolle des Kurt in „Nathans Kinder" gelingt ihm eine widersprüchliche Figur voller Abgründe. Johannes Kienast nimmt als Michael Ehrenreich in „Sonnenallee" mit großer Wahrhaftigkeit und Tiefe die Zuschauer mit auf eine Zeitreise in die DDR. Als Jannik in „Ich habe Bryan Adams geschreddert" provoziert er Eltern und deren Freunde mit Elementen des Nō-Theater, mit bissigen Kommentaren, mit schrillem körperlichem Spiel. Sein Spiel hat stets seinen Ausgangspunkt in der Suche nach einer Klarheit des Gedankens. Seine Figuren sind geerdet; immer findet er für sie einen charakteristischen körperlichen Ausdruck. Er spielt mit großem Einsatz, den er von Rolle zu Rolle stärker zu fokussieren versteht.
Karl-Newman-Förderpreisträgerin Andrea Braun ist seit der Spielzeit 2002/2003 am Staatstheater Cottbus als Maskenbildnerin engagiert. 1980 in Leipzig geboren, absolvierte sie eine Ausbildung zur Friseurin und erlernte von 1999 bis 2001 an der Maskenbildnerschule Hasso von Hugo in Berlin den Beruf der Maskenbildnerin. Ihre erste berufliche Station führte sie in der Spielzeit 2001/2002 an das Schauspielhaus Chemnitz und anschließend nach Cottbus. Seit 2008 gastiert sie als Maskenbildnerin bei den Salzburger Festspielen.
Seit dreizehn Jahren ist Andrea Braun eine sehr bereichernde, phantasievolle, zuverlässige Partnerin der Regisseure und Ausstatter, die es hervorragend versteht, im Sinne eines Inszenierungskonzeptes zu arbeiten. Sie hat mit ihrem Können und ihrem künstlerischen Gespür viele Gesichter und Köpfe im wahrsten Sinne des Wortes geprägt. Neben vielen anderen wurde unter ihren Händen zum Beispiel aus dem sportlich-modernen Typ der Sabine Paßow im „Rosenkavalier" eine beeindruckend-damenhafte Feldmarschallin; in „Siegfried" und der „Götterdämmerung" eine wilde, löwenmähnige Brünnhilde. Die zarte langhaarige Johanna-Julia Spitzer wurde in Shakespeares „Sturm" zum haarlosen androgynen Luftgeist Ariel, Jens Klaus Wilde in „Der Troubadour" zum leidenschaftlichen, schwarzlockigen spanischen Edelmann. Es hört sich ein wenig an wie ein Opernführer, aber Inszenierungen von „Aida" über „Orpheus in der Unterwelt" und „Candide" bis zu „Elektra" tragen ihre Handschrift. Natürlich betreut Andrea Braun nicht nur „ihre" Stücke. Sie ist, wie alle Maskenbildner, im ganz normalen Werkstatt- und Bühnendienst eingebunden.
Die Preisträger der BTU Cottbus–Senftenberg 2015
Die mit jeweils 5.000 Euro dotierten Max-Grünebaum-Preise 2015 wurden an Dr. rer. oec. Sarah Frost und an Dr. rer. nat. Martin Schwarick von der BTU Cottbus–Senftenberg für ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen verliehen.
Sarah Frost schrieb ihre mit dem Prädikat „summa cum laude" bewertete Doktorarbeit zum Thema „Distanzmaße in der Bildähnlichkeitsanalyse – Neue Verfahren und deren Anwendung im Marketing" im Fachgebiet Marketing und Innovationsmanagement unter der Leitung von Prof. Dr. Daniel Baier.
Bilder haben im Marketing eine große Bedeutung. In sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter werden täglich viele Millionen Bilder hochgeladen. Allerdings wird diese Datenflut von der Marktforschung kaum verwendet. In der qualitativen Forschung wurde zwar bereits mit Bilddaten gearbeitet, diese mussten aber von Hand ausgewertet werden. Eine computergestützte automatisierte Auswertung dieser Daten erfolgt noch nicht. Um diese Lücke zu schließen, befasst sich Sarah Frost in ihrer Arbeit mit Distanzmaßen zwischen Bildern und untersucht, ob diese hinsichtlich ihrer Robustheit, dem Rechenaufwand und dem Klassifikationsergebnis geeignet sind, um große Bildbestände für die Marktforschung nutzbar zu machen. Dazu führte sie eine Reihe empirischer Untersuchungen durch. Ein von ihr entwickelter Algorithmus, der „Increasing Radius Algorithmus", stellte sich dabei als besonders robust bezüglich gängiger Qualitätsmängel in der digitalen Fotografie heraus wie Überbelichtung, Rauschen oder eine zu geringe Auflösung. Mit diesem Ergebnis schließt Sarah Frost eine Lücke in der Marktforschung, die künftig die automatisierte Auswertung von Bilddaten ermöglicht.
Martin Schwarick hat im Rahmen seiner Forschungstätigkeit im Fachgebiet Informatik/ Datenstrukturen und Softwarezuverlässigkeit von Prof. Dr.-Ing. Monika Heiner eine herausragende Dissertation angefertigt. Die Arbeit mit dem Titel „Symbolic on-the-fly analysis of stochastic Petri nets" wurde ebenfalls mit dem Prädikat „summa cum laude" bewertet. In seiner Promotion setzte sich Martin Schwarick mit der Implementierung einer Software mit anspruchsvollen Methoden zum modellbasierten, computer-gestützten Überprüfen und Vorhersagen von Eigenschaften technischer und natürlicher Systeme, des sogenannten Modellchecking, auseinander.
Das von ihm entwickelte Software-Werkzeug MARCIE ist derzeit weltweit auf seinem Gebiet konkurrenzlos. Die Anwendungen der in der Promotion behandelten Methoden widmen sich aktuellen Themen wie der Verifikation, der Leistungsanalyse und dem Sicherheitsnachweis von technischen Systemen, der Analyse und Vorhersage des Verhaltens von biochemischen Netzwerken in der Systembiologie und dem modellbasierten Entwurf von biochemischen Netzwerken in der Synthetischen Biologie.
Als Ernst-Frank-Förderpreisträger der BTU Cottbus–Senftenberg wurde in diesem Jahr Sascha Krauz ausgewählt. Nach dem Bachelor-Abschluss im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen an der BTU studiert er mit viel Engagement und sehr guten Leistungen im gleichnamigen Master-Studiengang mit dem Schwerpunkt Energieversorgung. Sascha Krauz hat Arbeitserfahrung im Rahmen seiner Ausbildung als Kaufmann für Bürokommunikation bei der Vattenfall Europe Generation AG in Cottbus gesammelt. Nach der Ausbildung hat er sich entschieden, ein Studium anzuschließen. Während des Bachelorstudiums arbeitete er als studentischer Mitarbeiter am Lehrstuhl Energiewirtschaft an der Erstellung, Betreuung und Durchführung von Modulübungen und Prüfungen. Als Werkstudent bei Vattenfall erhielt Sascha Krauz in der Abteilung „Modernization and Efficiency" einen Einblick in die ingenieurwissenschaftliche Praxis.
Nach der Beendigung des Bachelor-Studiums begann er direkt mit dem Master-Studium an der BTU. Seit September 2015 schreibt er seine Masterarbeit zum Thema „Modellierung von Wirtschaftlichkeitskennziffern für Kraftwerksanlagen unter Berücksichtigung branchenspezifischer Risiken" bei der VPC GmbH in Vetschau. Nach deren Abschluss wird er im Januar 2016 ein Auslandssemester an der University of the West of Scotland in Paisley absolvieren. Zu den Themen, mit denen er sich dort befassen wird, gehören die erneuerbaren Energien und Nachhaltigkeit.