Vier Künstlerinnen und Künstler interpretieren dieses Postulat Friedrichs II. in einem fotografischen Diskurs - Eröffnung der Fotoschau am 19. Juni, 18:00 Uhr, Neumarkt 5, 1. Obergeschoss
Wie hat sich die Gruppe gebildet?
Die Fotografinnen und der Fotograf arbeiten schon länger zusammen und kennen sich von der Neuen Schule für Fotografie in Berlin, die Fortbildungen organisiert. Zur Vorbereitung dieser Ausstellung traf sich die Gruppe im legendären Hotel Bogota in Berlin, das schon viele berühmte Fotografen beherbergt und selbst Ausstellungen organisiert hat. Daher gab sich die Gruppe den Namen Bogota. (Inzwischen wurde das Hotel leider geschlossen.) Es galt, gemeinsam ein vorgegebenes historisches Thema fotografisch zu bearbeiten, ein jede/r mit seiner Handschrift, und eine Ausstellung zur konzipieren.
Wer sind die Fotografinnen und der Fotograf?
Sie kommen aus unterschiedlichen Ecken Deutschlands: Ruth Stoltenberg aus Hamburg, Beate Hoerkens aus Berlin, Dieter Seitz aus Bonn und K.T. Blumberg aus dem Potsdamer Umland. Sie sind Profis, und haben vielfältige Ausstellungen mit dieser und anderer Serien vorzuweisen.
Wo ist die Ausstellung bisher gezeigt worden, und wie war die Resonanz?
Die Ausstellung wurde zum ersten Mal Anfang 2012 in Potsdam in der Galerie Ruhnke gezeigt; es folgten eine Ausstellung im Rathaus Frankfurt (Oder) und im Kunstmuseum Eisenhüttenstadt. Die Ausstellung hatte insbesondere in Potsdam eine außerordentlich große Resonanz. Sie war eine der ersten Ausstellungen zu den Feierlichkeiten im Friedrich-Jahr 2012, zum 300. Geburtstag des Monarchen.
Wie wird die Friedrich-Verehrung bei uns eingeschätzt?
Wie die Bilder zeigen, setzen sich die Künstler kritisch mit Friedrich II. und seiner Zeit auseinander. Hervorgehoben wird einerseits die tolerante Haltung Friedrich II. gegenüber Menschen aus anderen Ländern und mit anderen Religionen, die er mit dem Postulat "... jeder nach seiner Facon" zum Ausdruck gebracht hat. Allerdings galt sie nicht uneingeschränkt; Juden waren damals noch davon ausgenommen. Thematisiert werden von Dieter Seitz aber auch die Kriege, die Friedrich II. geführt hat, sein unaufhaltsames Streben nach Ruhm, das eine wesentliche Antriebskraft für ihn war. .Aber es gab noch andere, höchst widersprüchliche Seiten des Menschen Friedrich, mit denen sich Beate Hoerkens in ihren Bildcollagen fotografisch auseinandersetzt. Voltaire sagte über ihn: "Vielleicht hat nie ein Mensch stärker die Vernunft gefühlt und mehr auf seine Leidenschaften gehört." Die Bilder von Ruth Stoltenberg beschäftigen sich mit dem Mythos "Friedrich II. Denn jenseits der Erinnerung an die Opfer militärischer Schlachten und an wirtschaftliches Elend großer Bevölkerungsschichten hat sich im kollektiven Gedächtnis ein fast gänzlich verklärtes Friedrich-Bild verfestigt. Zeichen dafür sind die vielfältigen Devotionalien "des alten Fritz", sei es aus Porzellan, Bronze, Wachs oder Schokolade, die sich auch in der Privatsphäre von Menschen finden.
Warum ist das Thema aktuell?
„Jeder nach seiner Facon", dieser Spruch steht auch heute noch dafür, dass jeder und jede auf seine Art leben können soll, unabhängig von Glauben, Herkunft, sexueller Identität. Das Zitat steht für Toleranz im gesellschaftlichen Miteinander, die im Alltag immer wieder eingefordert und gelebt werden muss. Daran will die Ausstellung erinnern, die im Cottbuser Rathaus, Neumarkt 5, bis zum 20. August 2014 zu sehen ist.