An jedem letzten Samstag im November, aus Anlass der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt Cottbus im Jahre 1156, vergibt die Niederlausitzer Kommune an verdienstvolle Bürgerinnen und Bürger die Ehrenmedaille. Verbunden mit der Medaillenverleihung ist die Eintragung in das Goldene Buch der Stadt. Die Ehrenmedaille, welche die Stadt erstmalig 1995, im Jahr der Bundesgartenschau, vergab, erhielten in der Vergangenheit stadtbekannte Ärzte, Heimatforscher, Künstler und Wissenschaftler, unter ihnen Alt-Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt, Staatstheaterintendant Christoph Schroth, Elternhausinitiator Dr. Thomas Erler sowie die Ordensschwestern Christl Furtmair und Gebhardis Riesberg.
In diesem Jahr zeichnet die Stadt wiederum zwei Persönlichkeiten mit außergewöhnlichen Verdiensten aus.
Gudrun Breitschuh-Wiehe und Klaus-Peter Jannasch nehmen am Samstag, den 24. November 2012, um 11:00 Uhr die Ehrenmedaille aus den Händen des Oberbürgermeisters entgegen und tragen sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Die Zeremonie findet im Musikzimmer des Branitzer Schlosses statt. Hermann von Pückler-Muskau war bekanntlich der erste Cottbuser Ehrenbürger. Von ihm stammt auch der erste Namenszug im Goldenen Buch.
Gudrun Breitschuh-Wiehe erhält für ihre Verdienste um die Realisierung von persönlichen Gedenksteinen für die durch die Nazidiktatur ermordeten Bürgerinnen und Bürger die Ehrenmedaille. Die Stolpersteine sind ein Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Sie erinnern inzwischen in vielen deutschen Städten an die Vertreibung und Vernichtung von Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgten, Homosexuellen, Zeugen Jehovas sowie an Euthanasieopfer im Nationalsozialismus. In Cottbus ist die Stolpersteinaktion ganz wesentlich von Gudrun Breitschuh-Wiehe geprägt. Unter ihrer Leitung berät die Arbeitsgruppe Stolpersteine. Sie spürt mit nie nachlassender Akribie den Schicksalen der in der Nazizeit Verfolgten nach. Der erste Stolperstein wurde am 28. September 2006 vor der Schlosskirche verlegt. Gudrun Breitschuh-Wiehe sorgt seither dafür, dass 70 Steine verlegt wurden, 67 für jüdische Opfer, je einer für sorbische/wendische, kommunistische und sozialdemokratische Widerstandskämpfer.
Der Sprachforscher, Publizist, Kulturschaffende und Lehrer i. R. Klaus-Peter Jannasch erhält die Ehrenmedaille der Stadt Cottbus für seine Verdienste um die Erforschung, Weiterentwicklung und Bewahrung der niedersorbischen Sprache und Kultur. Er ist Autor einer Vielzahl von Lehrbüchern, sprach- und literaturwissenschaftlichen Arbeiten, Nachdichtungen und Übersetzungen von Filmszenarien, Theaterstücken und biblischen Texten.
Sein deutsch-niedersorbisches Wörterbuch wie auch seine Grammatik der niedersorbischen Sprache und zahlreiche sorbische Schullehrbücher haben bereits Generationen Lernender begleitet. Bekannt ist Klaus-Peter Jannasch für seine in niedersorbischer Übersetzung herausgegebenen Ausgaben von Kinderbuchklassikern.