In knapp einem Monat wird das inzwischen 17. FilmFestival Cottbus - Festival des osteuropäischen Films eröffnet. Vom 6. bis 10. November bietet es einen repräsentativen Überblick über die Spielfilmproduktion des gesamten mittel- und osteuropäischen Raumes. Vom Baltikum bis zum Balkan, von Polen bis nach Zentralasien lädt das Festival zur Erkundung faszinierender Filmlandschaften und vitaler Kinematographien unserer östlichen Nachbarn ein.
Die Auswahl der beiden Wettbewerbe für Spielfilm und Kurzspielfilm ist nahezu abgeschlossen. Das FilmFestival Cottbus präsentiert auch in diesem Jahr in den thematisch kuratierten Reihen Fokus, Retrospektive und Kinder- und Jugendfilm eine umfangreiche und vielfältige Filmauswahl.

Fokus "After YU"

Der diesjährige Fokus liegt auf einer äußerst bewegten Region. Mit zahlreichen Erstaufführungen und prominenten Gästen präsentiert das Festival eine einzigartige Zusammenstellung von Produktionen aus den Nachfolgestaaten des früheren Jugoslawiens und der benachbarten Adria-Anrainer. Wie lebt es sich in den neuen, alten Grenzen? Welche Konflikte gibt es auf den verschiedenen Seiten zu bewältigen? Die Auswirkungen der zahlreichen Krisen und Kriege der jüngeren Geschichte sind stets präsent. Das zentrale Motiv sind dabei die neuen Wanderungen in Europas Mitte.

Ob voller Optimismus aufbrechend (On The Sunny Side, Miha Hocevar, Slowenien 2003), resigniert ins (innere) Exil geflüchtet (La Fine Del Mare, Nora Hoppe, Deutschland, Frankreich, Italien 2006) oder mit gemischten Gefühlen in die zerstörte Heimat zurückkehrend (Huddersfield, Ivan Ivkovic, Serbien 2007) - die Migrationsbewegungen haben höchst unterschiedliche Ausprägungen angenommen und längst sind die „westlichen“ Nachbarstaaten Griechenland und Italien erreicht. So setzen sich „Eduart“ (Angeliki Antoniou, Griechenland, Deutschland 2006) oder auch „From The Snow“ (Jannis Goritsas, Griechenland 1993) mit dem zwiespältigen Verhältnis der Griechen zu den albanischen Nachbarn auseinander. Hoffnungsvoll aus filmwirtschaftlicher Sicht stimmt hingegen „Border Post“ (Rajko Grlic, Bosnien und Herzegowina, Großbritannien, Kroatien, Mazedonien, Serbien und Montenegro, Slowenien, Ungarn 2006), die erste Nachkriegs-Koproduktion, die unter Beteiligung aller ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken entstand.
Mit universellen Geschichten über das "Altern", wie in Pjer Zalicas „Days And Hours“ (Bosnien und Herzegowina 2004) und „Good Morning“ von Ante Babic (Kroatien 2006), wird zudem deutlich erkennbar, dass diese Region sich nicht länger lediglich unter dem Schlagwort "Krisenherd" zusammenfassen lässt, sondern eigenständig zum gesamteuropäischen Filmschaffen beiträgt.

Der vom Berliner Journalisten Bernd Buder kuratierte Fokus entstand in Kooperation mit den Filmfestivals von Sarajevo und Triest. Unterstützt wird die Filmreihe von der Bundeszentrale für politische Bildung.

Retrospektive: Neue Heimat Brandenburg

850 Jahre Mark Brandenburg. Dieser Geburtstag ist ein würdiger Anlass, um diese historisch reiche Region im Rahmen des Festivals mit einer Retrospektive filmisch zu ehren. Bleiben oder gehen: In den Filmen dieser Reihe steht die Suche nach Identität und Selbstverständnis Brandenburgs und seiner Bewohner im Zentrum des Interesses. Die Reihe reicht von jüngeren Produktionen wie dem diesjährigen Berlinale-Beitrag „Jagdhunde“ (Ann-Kristin Reyels, 2006) oder der Dokumentation über Deutschlands größten Landkreis „Uckermark“ (Volker Koepp, 2002) bis hin zu Archivschätzen wie dem frühen DEFA-Film „Freies Land“ (Milo Harbich, 1946).

Die Retrospektive entstand mit Unterstützung der DEFA-Stiftung und wurde kuratiert vom Filmjournalisten und rbb-Moderator Knut Elstermann.

Kinder- und Jugendprogramm

Im Kinderprogramm dreht sich alles um das Thema "Dort, wo ich zuhause bin". Ob große Reise oder Umzug in eine andere Stadt: Nur wer einmal woanders war, kann mit Sicherheit sagen, wo es ihm am besten gefällt und wo er sich zugehörig fühlt. Parallel zum Fokus "After YU" nimmt sich die Filmauswahl des Jugendprogramms der Umbruchsituation im ehemaligen Jugoslawien aus Sicht junger Menschen an. Zu sehen sind Arbeiten von Alain Gsponer, Damir Lukacevic, Ognjen Svilicic und Hannah Slak, deren Film „Teah“ (Slowenien, Polen, Bosnien-Herzegowina, Kroatien 2007) in Cottbus seine internationale Erstaufführung feiern wird.

Das Jugendprogramm wird unterstützt von der Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg.

Neues Preisvolumen

Bereits im Juli vergab die Gesellschaft zur Wahrnehmung von Film- und Fernsehrechten auf dem Empfang des Cottbuser Festivals in Karlovy Vary einen neuen, mit 4.500 Euro dotierten Förderpreis. Dieses Stipendium zur Nachwuchsförderung wird an Studenten von Filmhochschulen zur Finanzierung eines Studienaufenthaltes außerhalb des Heimatlandes vergeben. Des Weiteren erhöht sich die Dotierung des "Cottbus Discovery Award". Preisstifter Synchro Film, Video & Audio/ Wien stattet den Preis zum 17. FilmFestival Cottbus mit nunmehr 4.000 Euro (2006: 3000) aus. Erstmalig wird der "Cottbuser Film- und Medienpreis" im Rahmen der 5. Cottbuser Filmschau am 4. November verliehen. Dotiert ist der vom Verbund der Cottbuser Kabelnetzbetreiber cable+ gestiftete Preis mit 1.500 Euro.

Mit einer Gesamtsumme von 64.000 Euro konnte das Preisvolumen des Festivals im Vergleich zum Vorjahr (2006: 56.500) neuerlich erheblich erhöht werden.

Connecting Cottbus

Der zum neunten Mal im Rahmen des Festivals stattfindende Ost-West-Koproduktionsmarkt "Connecting Cottbus" bietet am 8. und 9. November zahlreiche Möglichkeiten, aktuelle Einblicke in die aufstrebende Film- und Fernsehszene ost- und mitteleuropäischer Länder zu gewinnen, in diesem Jahr insbesondere der Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Schwerpunkt von Connecting Cottbus bildet die Präsentation der von einer Jury aus den 51 eingereichten Projekten ausgewählten zwölf Filmvorhaben. Dazu gehören unter anderem „The Box“ aus Serbien, „The Happiest Girl In The World“ aus Rumänien und „Wild Poppies“ aus Schweden. Zum ersten Mal wird es auch die Gelegenheit zu One-to-One-Meetings geben.

Spielstätten

Zur Eröffnung wird das Filmfestival im kürzlich wiedereröffneten Großen Haus des Staatstheater zu Gast sein. In bekannt bewährter Weise werden die Stadthalle, der Weltspiegel, die Kammerbühne (zentraler Aufführungsort des Fokus und der Retrospektive) sowie das Obenkino im Glad-House als Spielstätten zur Verfügung stehen.
Die Stadthalle wird dem Presse- und Festivalzentrum wiederum beste Bedingungen bieten.