Architekturdiplom an der BTU Cottbus im Spannungsfeld von Welterbe-Stadt Quedlinburg und Konzeptsuche für eine schrumpfende Stadt
Von Dienstag, den 18.09., bis Donnerstag, den 20.September, werden an der BTU Cottbus in den Ateliers des Lehrgebäudes 2C die 40 Diplomarbeiten des Studiengangs Architektur ausgestellt. Neben selbst gestellten Themen, die von Fragestellungen zur Nachnutzung von Bohrinseln in der Nordsee bis hin zu Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Kindergärten reichen, werden 20 Arbeiten zum Entwurf eines Science Centers für grüne Gentechnik in Quedlinburg gezeigt. Wie diese Idee entstand, erklärt Nikolaus Knebel vom Lehrstuhl Baukonstruktion und Entwerfen (Prof. Dr. h.c. Wolfgang Schuster): "Welterbe-Stätten sind Sonderfälle städtischer Entwicklung. Konflikte zwischen dem Schützen-Wollen und dem Nutzen der historischen Orte liegen in der Natur der Sache. In jüngster Zeit sind in Deutschland an fast allen Welterbe-Stätten Konflikte entstanden, von denen kaum einer die vielen ideologischen Fallen, die sowohl die Denkmalpflege als auch die Architektur in ihren standardisierten Argumentationen aufstellen, ausgelassen hat. Vor diesem Hintergrund haben wir unseren Diplomanden im Studiengang Architektur an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus eine Diplomaufgabe gestellt, die sich mit der Zukunft der heute nicht mehr vom Verfall, sondern von Entvölkerung bedrohten Welterbe-Stadt Quedlinburg beschäftigt. Ganz bewusst soll in einem historischen Kontext eine zeitgenössische Entwicklung angestoßen werden."
Hintergrund:
Quedlinburg ist eine Stadt mit einer wertvollen Vergangenheit. Wegen ihrer historischen Bedeutung für die frühe politische Entwicklung Mitteleuropas und der baugeschichtlichen Wichtigkeit als mittelalterliche Fachwerkstadt wurde sie in die Liste des Welterbes der Menschheit aufgenommen. Quedlinburg ist aber auch eine Stadt mit großen Problemen in der Gegenwart. Immer mehr Menschen wandern ab und hinterlassen eine schrumpfende Stadt, die aus sich selbst heraus ihr Erbe kaum mehr angemessen pflegen kann. Das Pfund des Tourismus wiegt die Last der Instandhaltung bisher nicht auf. Quedlinburg braucht eine neue Perspektive, die über den nur auf die Vergangenheit fixierten Status als Welterbe-Stätte hinausgeht.
Zukunftsvision:
Eine solche Perspektive soll ein Science Center für grüne Gentechnik in Quedlinburg bieten, dessen Gestaltung Aufgabe der Diplomanden ist. Gentechnische Veränderung von Pflanzen zur Steigerung der weltweiten Erträge bei der Produktion von Nahrungsmitteln und die Frage nach natürlichem Wachstums- oder Schrumpfungshilfen für Pflanzen sind Themen, die in der öffentlichen Diskussion stehen und einen hohen Aufklärungsbedarf haben. Mehr Information darüber kann die Suche nach den ethisch richtigen Lösungen nur befördern.
In Anknüpfung an die über zweihundert Jahre alte Tradition der Saatzucht in Quedlinburg und unter Berücksichtigung der Tätigkeiten der dort ansässigen Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen soll ein Gebäude entwickelt werden, das dem Thema Saatzucht und Gentechnik eine Plattform und einen Ausdruck gibt.