Sonderausstellung in zwei Museen der Stadt Cottbus
Erstmals gibt es eine umfangreiche Personalausstellung zu Leben und Werk des niedersorbischen/ wendischen Fotografen und Publizisten Erich Rinka (1902-1983), zu sehen vom 26. Mai bis zum 26. August 2007 im Wendischen Museum in der Mühlenstraße und im Cottbuser Stadtmuseum.
Mit dem Erwerb des Nachlasses durch das Sorbische Kulturarchiv in Bautzen begann die Aufarbeitung des umfangreichen Lebenswerks Rinkas, deren Ergebnisse nun in Ausstellungen und einer begleitenden Publikation der Öffentlichkeit vorgestellt werden können. Die Expositionen umreißen alle Aspekte seines fotografischen Schaffens und verdeutlichen, dass der Künstler seine innere Bindung zur Heimat, dem Spreewald, und den dort lebenden Menschen nie abreißen ließ.
Nach dem Volksschulbesuch und begonnener Druckerlehre ging Erich Rinka, der am 19.12.1902 in Lübbenau geboren wurde und aus einfachen wendischen Verhältnissen stammte, nach Berlin. Hier beendete er die Lehre, legte in Cottbus seine Prüfung ab und arbeitete als Drucker. Er war politisch interessiert, engagierte sich in der Buchdruckergewerkschaft und im Kommunistischen Jungendverband. In seiner Freizeit beschäftigte sich Erich Rinka mit Fotografie und bekam Kontakt zur Vereinigung der Arbeiterfotografen Deutschlands. Gelegentlich erschienen Fotos von ihm in der „Roten Fahne“, später auch in der „Arbeiter Illustrierten Zeitung“. 1928 trat Rinka in die KPD ein. Er arbeitete als Drucker in Berlin und in der Freizeit in der Leitung der Arbeiterfotografen Deutschlands mit. Später wurde er leitender angestellter Sekretär der Arbeiterfotografen Deutschlands. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Erich Rinka ins Exil nach Prag, wurde später beim illegalen Grenzübertritt nach Deutschland festgenommen und wegen Hochverrats zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Nach diesen zweieinhalb Jahren arbeitete er wieder als Drucker, später als Fotograf in Berlin. 1943 wurde er zur Wehrmacht ins Strafbataillon 999 nach Griechenland eingezogen.
Bereits im Sommer 1945 war Rinka Mitbegründer der KPD in Lübbenau und Calau. Er arbeitete als Journalist in Potsdam für die Zeitung und später als Abteilungsleiter im Berliner Rundfunk der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland. Krankheit zwang ihn zur Berufsaufgabe. Ab 1953 widmete sich Rinka wieder verstärkt der Fotografie. Für ein Buch fotografierte er im Spreewald. Dieses erschien im Sachsenverlag Dresden. Ein weiteres großes Fotobuch über „Bulgarien“ erschien 1956 ebenfalls dort. In den 1960-er und 1970-er Jahren beschäftigte sich Rinka als Zeitzeuge mit der Geschichte der Arbeiterfotografiebewegung. Sein Buch „Fotografie im Klassenkampf“ erschien 1981 im Fotokino-Verlag Leipzig; da war er schon fast erblindet. Am 17.12.1983 starb Erich Rinka in Berlin.
Aus dem umfangreichen Nachlass können im Wendischen Museum Cottbus Rinkas fotografische Anfänge mit 34 kleinformatigen Originalabzügen aus den1920-er und 30-er Jahren, die die Kriegswirren überstanden haben, und 36 Fotografien aus dem Spreewald der 1940-er Jahre gezeigt werden. Die Spreewaldbilder sind Leihgaben aus dem Spreewaldmuseum Lübbenau. Die Schau wird in den Vitrinen mit Dokumenten und weiteren Fotografien ergänzt. Sechzig Bilder von einer Reise nach Skandinavien, die über einen Monitor zu betrachten sind, runden diesen Teil der Präsentation ab.
Im Stadtmuseum Cottbus wird der Ausstellungsfaden mit Rinkas Bildern aus der Zeit der Arbeiterfotografie aufgegriffen. Es folgen die Themen Griechenland, Spreewald, Bulgarien und Aufbau des Kombinates Schwarze Pumpe. Die hier ausgestellten 100 Fotografien sind neue Vergrößerungen aus den Negativen des Nachlasses. Exponate in den Vitrinen und Bildbeispiele auf Monitoren ergänzen die Schau.
Zur Ausstellung erschien im Domowina-Verlag Bautzen das gleichnamige Buch „Erich Rinka – Fotograf“ mit vier Beiträgen zu Leben und Werk des Künstlers und über 100 Fotografien. Die Ausstellung und das Buch sind ein gemeinsames Projekt des Wendischen Museums und des Stadtmuseums Cottbus, des Sorbischen Museums Bautzen, des Sorbischen Kulturarchivs und des Domowina-Verlages Bautzen.
Begleitveranstaltungen zur Ausstellung:
- am 01. Juni, 19.00 Uhr, im Wendischen Museum: Gespräch zum Buch mit Vertretern des Domowina-Verlages und den Buchautoren Jürgen Matschie aus Bautzen und Horst Adam aus Cottbus
- am 10. Juni, 16.00 Uhr, im Stadtmuseum: Gespräch mit Prof. Dr. Bernd Lindner aus Leipzig, Mitautor des Buches "Erich Rinka - Fotograf"
- am 19. August, 20.00 Uhr, im Wendischen Museum: Filmvorführung „Am Ufer der Groblitza“, Lesung und anschließendes Gespräch