Wie in der letzten Woche durch eine Lokalzeitung berichtet, traten in einem Reitstall in Cottbus akute Erkrankungen bei Pferden auf, welche in zwei Fällen zum Einschläfern der Tiere führten. Bei diesen Erkrankungen handelt es sich um eine durch Herpes-Viren verursachte Infektionskrankheit der Pferde, von welcher unterschiedliche Verlaufsformen bekannt sind:
1. Die fieberhaften Atemwegserkrankungen, besonders bei Jungtieren
2. Aborte und Geburt lebensschwacher Fohlen
3. Erkrankung des Nervensystems mit Lähmung und Koordinationsstörungen

Im geschilderten Fall waren es akut bis perakut auftretende Lähmungen und Koordinationsstörungen, die zum plötzlichen Zusammenbrechen der Tiere führten. So dramatisch diese Verläufe auch beim Einzeltier waren, so deutlich ist aber festzustellen, dass es sich hierbei nicht um eine anzeige- oder meldepflichtige Tierseuche handelt! Die eingeleiteten Maßnahmen, wie Sperrung des Bestandes und Behandlung, waren sehr sinnvolle, eigenständige Maßnahmen des Vereins zur Beruhigung des Geschehens. Sie waren keine Maßnahmen der amtlichen Tierseuchenbekämpfung. Dennoch zeigt der aktuelle Fall, dass durch das disziplinierte Verhalten des Reitstalles und der Tierbesitzer eine Ausbreitung der Erkrankung innerhalb des Bestandes verhindert werden konnte.

Herpes-Virus-Infektionen sind beim Pferd sehr weit verbreitet. Die Erreger ziehen sich in der Regel im Pferd in Verstecke zurück. Klinische Erkrankungen treten häufig nach Stresssituationen auf. Deshalb sollten stressinduzierende Faktoren soweit wie möglich reduziert werden. Um die Tiere langfristig zu schützen, ist die Impfung des Gesamtbestandes erforderlich. Impfstoffe sind vorhanden und sollten regelmäßig (Grundimmunisierung und danach Impfung alle sechs Monate) angewendet werden. Eine Impfung verhindert nicht in jedem Fall das Auftreten von Erkrankungen, vermindert aber die Ausscheidung des Virus erheblich und mildert die Schwere von Krankheitsverläufen, besonders bei Atemwegserkrankungen und Aborten.

Dr. Ingrid Schütze
Amtstierärztin