Die Luft in der Cottbuser Innenstadt soll sauberer werden. Das versprechen sich die Stadtväter, wenn am morgigen Mittwoch, 07. Februar, ein rechnergestütztes Verkehrsmanagementsystem zur bedarfsabhängigen Ampelsteuerung und ein verkehrsbezogenes Informations- und Leitsystem freigeschaltet wird. Damit wird der im Sommer 2006 von der Cottbuser Stadtverordnetenversammlung beschlossene Luftreinhalteplan weiter umgesetzt. „Die Cottbuser Innenstadt gehört, was die Feinstaubbelastung betrifft, nicht nur zu den neuralgischsten Punkten im Land, sondern auch deutschlandweit“, erläutert Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke (SPD). „Denn hier wurde 2006 nach Stuttgart und München die höchste Anzahl von Überschreitungen der zulässigen Feinstaubkonzentration von 50 Mikrogramm je Kubikmeter in Deutschland gemessen. Was sich in Cottbus bewährt, kann auch bei anderen hoch belasteten Verkehrsknotenpunkten Anwendung finden.“
An insgesamt 86 Kalendertagen war die Luft an der Messstelle in der Cottbuser Bahnhofstraße hoch belastet und damit die von der EU als noch zulässig erklärte Überschreitungshäufigkeit von 35 Tagen im Jahr um mehr als das Doppelte überschritten. Auch weitere Straßen im Umfeld sind betroffen. Die Fachleute gehen von Gesundheitsgefährdungen, besonders bei Kindern, chronisch Kranken und älteren Menschen aus.
Feinstaubbelastung durch Fahrzeuge
Der Straßenverkehr trägt bis zu 45 Prozent zur Feinstaubkonzentration bei. Stopps und Staus wirken sich besonders ungünstig aus. In einem vom Agrar- und Umweltministerium in Auftrag gegebenen Luftreinhalteplan wurden gemeinsam mit der Stadt Cottbus alle infrage kommenden Minderungsmaßnahmen geprüft. Aus dem Maßnahmebündel, das der Plan zur Lösung der Feinstaubprobleme anregt, ragen vor allem zwei Vorschläge heraus, um die Belastungen durch den Verkehr zu verringern: die Fertigstellung einer westlichen Entlastungsstraße („Westtangente“) und der Einsatz eines Verkehrsmanagementsystems.
Rechner weisen den Weg
Auf insgesamt 14 geplanten Koordinierungsstrecken werden die rechnergestützten Lichtsignalanlagen mit verkehrsbezogenen Informations- und Leitsystemen verbunden. Das System informiert über Wege und Parkmöglichkeiten. Zur kurzfristigen Schadstoffminderung wird am 07. Februar die erste Strecke in hoch belasteten Straßenzügen vom Knoten Thiemstraße/Saarbrücker Straße, Bahnhofstraße, Karl-Marx-Straße bis zum Knoten Sielower Landstraße/Nordrang in Betrieb genommen.
Unterstützung vom Land
Die Kosten dafür liegen bei 433.000 Euro. Etwa 65 Prozent steuerte das Agrar- und Umweltministerium bei. Minister Woidke: „Wir nehmen die Forderungen der EU zur Verbesserung der Luftqualität sehr ernst. Wie die Wirkungsanalysen verdeutlicht haben, kann hier die Feinstaubbelastung bis Ende 2007 bereits spürbar verringert werden. Das Verkehrsmanagementsystem in Cottbus, dessen erste Stufe jetzt realisiert wird, soll den notwendigen Stadtverkehr optimal abwickeln und den Verkehr so leiten, dass seine negativen Auswirkungen auf das unvermeidbare Maß reduziert werden.“
Der Minister wies weiter darauf hin, dass Luftreinhaltung und künftig auch Lärmminderung nicht zum Nulltarif zu haben sind. Aufwändige Investitionen wie das Verkehrsmanagementsystem können nur erfolgreich etabliert werden, wenn sie durch weitere Maßnahmen zur Vermeidung des motorisierten Individualverkehrs wie die Förderung des ÖPNV oder die Umsetzung eines Radverkehrskonzepts flankiert werden. Auch mit dem Verzicht auf das Auto oder den Umstieg auf emissionsarme, alternative Antriebe wie Erdgas kann jede und jeder einen Beitrag leisten.