Manche betiteln ihn auch als „Kabelkiller“, den bei uns heimischen Steinmarder, und es ist nicht übertrieben: Die Untere Jagdbehörde im städtischen Ordnungsamt erhält von Bürgerinnen und Bürgern fast täglich Hinweise zum Vorkommen von Marderhunden und Waschbären, insbesondere jedoch von Mardern im Stadtgebiet. Die Bitte der Bürger an die Behörde, das Treiben der Marder zu beenden, ist leicht gestellt, jedoch sehr schwer umzusetzen.
Der Steinmarder (martes foina) war Anfang der 50-er Jahre bei uns fast ausgerottet. Wegen seines Fells wurde das schlanke, knapp katzengroße Raubtier gnadenlos gejagt. Doch seither ist die Marderpopulation explodiert. Die frühere Scheu vor Großstädten ging verloren, und die Muttertiere nehmen die im März geborenen Jungtiere sogar auf ihre Streifzüge mit. Steinmarder sind Allesfresser mit ausgeprägtem oralem Erkundungsverhalten. Ihre Paarungszeit beginnt Ende Juni, weshalb die Revierkämpfe im Mai ihren Höhepunkt erreichen. Die Jagdzeit ist durch das brandenburgische Jagdgesetz geregelt: Sie beginnt jeweils am 16. Oktober und endet am 28. Februar des Folgejahres. Das Jagen (in der Stadt ohne Schusswaffe!) darf nur durch Jagdausübungsberechtigte (Jäger) erfolgen. Stellt ein Nichtberechtigter dem Wild nach, so begeht er Jagdwilderei, die nach dem Strafgesetzbuch geahndet wird.
Marderspuren auf den Autos, die unter der „Laternengarage“ parken; Marder unter der Motorhaube, die die Schaumgummiabdichtung zernagen oder sich als „Kabelkiller“ produzieren; Marder, die besonders in den Frühjahrs- und Sommermonaten mit ihren Jungen auf dem Dachboden herumtollen und den Hausbewohnern den Schlaf rauben… Der Ruf nach „Geheimrezepten“, welche die Marder wirkungsvoll vertreiben, ist groß. Aber ein solches „Geheimrezept“ gibt es nicht; es gibt bisher keine 100%-ige Abwehr.
Was veranlasst den Steinmarder, zum „Kabelkiller“ zu werden?
Wenn den Steinmardermännchen das Nachwuchsgeschrei zu Hause auf die Nerven geht, unternehmen sie nächtliche Streifzüge durch das Revier. Auf ihren Streifzügen inspizieren sie auch die Motorräume der am Straßenrand oder in Tiefgaragen geparkten Autos, suchen darunter Schutz vor Kälte oder vor einem plötzlich auftauchenden Hund. Zum „Kabelkiller“ wird der Steinmarder, wenn er in einem Motorraum „seines“ Reviers die Duftspur eines Rivalen vorfindet. Dann kühlt er sein Mütchen und verwüstet mit seinen nadelspitzen Zähnen diese Höhle sehr gründlich: Zündkabel, Wasserschläuche, Gummimanschetten und Dämmmatten werden zerfetzt. Die ADAC-Pannenstatistik berichtet von einer Zunahme der Marderschäden.
Was hilft?
Duftstoffe, wie z. B. Hundehaare, WC-Steine, Mottenkugeln, Abwehrsprays, und andere Geheimtipps kann man vergessen! Marder gewöhnen sich sehr schnell an neue Gerüche und lassen sich durch diese in ihrem Revierverhalten nicht stören.
Ein wirkungsvoller und preiswerter Marderschutz ist Maschendraht. Marder meiden diesen unangenehmen Untergrund unter einem Auto. Geschlitztes Wellrohr aus Hartkunststoff zum Ummanteln der Zündkabel sind im Kfz-Zubehörhandel erhältlich. Ultraschallgeräte mit wechselnder Frequenz oder Elektroschockgeräte, welche über die im Motorraum verteilten Sensoren Stromschläge austeilen, sind sehr kostspielige Anschaffungen, von denen man sich aber Hilfe versprechen kann.
Kurzzeitigen Schutz verspricht eine relativ hohe Desinfektionsmittelkonzentration, mit der mittels Gießkanne der Motorraum ausgesprüht wird. Auf Dachböden, sofern diese begehbar sind, zeigt diese Methode ebenfalls vorübergehenden Erfolg. Weitere Hilfe, wenn auch nur kurz, bringt eine Plastetüte mit Menschenhaar, frisch vom Friseur geholt und auf dem Dachboden verstreut. Voraussetzung dafür ist das Aufsuchen und Verschließen der Schlupflöcher, durch die der Marder auf den Boden gelangt. Nach dem so genannten „Ausnebeln“ muss der Marder jedoch noch die Möglichkeit der Flucht vom Dachboden haben. Also, bitte nicht Einmauern.
Ein wichtiger Hinweis: Zutraulich erscheinende Marder sollte man wegen der Tollwutgefahr nie berühren!!!
Für weitere Fragen steht die Untere Jagdbehörde im städtischen Ordnungsamt unter der Telefonnummer (0355) 612 2363 gern zur Verfügung.