Jan Gloßmann

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
sehr geehrte Damen und Herren Stadtverordnete,
liebe Cottbuserinnen und Cottbuser,
man soll zwar den Tag nicht vor dem Abend loben, aber es ist angebracht, wenige Stunden vor Ende der letzten regulären Sitzung der Stadtverordneten in dieser Legislatur und keine zwei Wochen vor der Kommunalwahl zurückzuschauen und vor allem: Danke zu sagen.

Jan Gloßmann

Wir müssen nicht ganz so euphorisch feiern wie die Fans des FC Energie, aber mit einer gehörigen Portion Stolz können Sie als Stadtverordnete, können wir als gemeinsame ehren- und hauptamtliche Verwaltung und können alle Cottbuserinnen und Cottbuser auf das blicken, was in den zurückliegenden fünf Jahren erreicht worden ist. Sie hier im Hohen Haus haben mit Ihren Beschlüssen Wege geebnet, dass unsere Stadt auch jenseits des Fußballs als Gewinner-Kommune wahrgenommen wird.

Daher möchte ich allen herzlich danken, die in den Jahren seit der Wahl 2019 konstruktiv und progressiv an den Entscheidungsfindungen, an den Debatten und Auseinandersetzungen, an der Ausschuss-, der Beirats- und somit der kommunalen Kärrnerarbeit teilhatten. Einen kleinen Dank, der den Abschied versüßen soll, haben wir Ihnen bereits auf Ihre Plätze gestellt.

In den vergangenen fünf Jahren sind – gemeinsam mit meinem Amtsvorgänger Holger Kelch – diverse äußerst schwierige und schmerzhafte Entscheidungen gefallen. Das betraf im Wesentlichen immer die Spar-Haushalte und den Schuldenabbau. Die Corona-Krise wurde durchgestanden. Sie haben mitgezogen, auch wenn das selten Spaß gemacht hat und Sie sich sicher sein konnten, dafür kaum Beifall zu bekommen.

Aber es sind Weichen gestellt für den Strukturwandel, gemeinsam mit dem Land haben wir den Haushalt aus der Krise geholt und uns neue, noch kleine Spielräume erarbeitet.

Einige von Ihnen werden die politischen Früchte dieser Arbeit nicht miternten. Sie scheiden aus der Stadtverordnetenversammlung aus: Dr. Margit Koal, Dietmar Micklich, Michael Steinberg, Ingo Scharmacher, Matthias Heine und Matthias Loehr treten nach einer Legislatur nicht mehr zur Wahl am 09. Juni an. Ihnen ein extra Dank und alles Gute für den weiteren, vielleicht etwas ruhigeren Lebensweg. Sie sind selbstverständlich eingeladen, weiter nach Kräften mitzumischen – Sie wissen ja am besten, wie das geht.

Es sei mir gestattet, fünf Persönlichkeiten aus Ihrer Mitte zu erwähnen, die wir wohl alle in der nächsten Legislatur auf die eine oder andere Art vermissen werden. Ich möchte herzlich danken für teils langjährige Mitgliedschaft und die ehrenamtliche Arbeit in der Stadtverordnetenversammlung sowie den Ausschüssen, Arbeitsgruppen, Aufsichtsräten und und und bei

  • Gudrun Breitschuh-Wiehe

  • Hans Pschuskel

  • Joachim Käks

  • Hans-Joachim Weißflog.

Gudrun Breitschuh-Wiehe gehört der Stadtverordnetenversammlung seit gut zehn Jahren an, ist zudem teils zeitgleich Fraktionsgeschäftsführerin. Zu danken ist ihr darüber hinaus für ihr unmissverständliches Engagement gegen Rechtsextremismus, für die Erinnerungskultur mit den „Stolpersteinen“ und für ihre auf stets klarer Haltung basierenden Kompromissbereitschaft.

Hans Pschuskel zeichnete in den insgesamt 29 Jahren als Stadtverordneter eine Hartnäckigkeit für Belange der ländlich geprägten Ortsteile und nicht zuletzt der Landwirtschaft und Umwelt aus, und es ist anerkennend über ihn zu sagen: Hans ist das, was man bauernschlau nennt.

Joachim Käks hat sich in Zeiten des Umbruchs und in den zurückliegenden zehn Jahren als Stadtverordneter der ehrenamtlichen Verantwortung gestellt. Er dürfte in dieser Zeit einer der streitbarsten, manchmal stur wirkenden Gesprächs- und Diskussionspartner gewesen sein, der keinen Konflikt scheute und mit dem man dennoch anschließend ein Bier trinken kann.

Hans-Joachim Weißflog war in – Achtung: 33 (!) Jahren als Stadtverordneter oft ein ruhender Pol, ein Mann, der um Kompromiss, Vernunft und Ausgleich bemüht war, der gleichzeitig und an der richtigen Stelle auch sehr deutlich werden konnte. Er ist sich nicht zu fein zu sagen, dass er auch mal geirrt hat – wie beispielsweise bei seiner anfänglichen Ablehnung der Buga 1995. Er hat Krisen wie das Hkw-Chaos mit der Wirbelschicht-Technologie mitgemacht, die Abwahl einer Oberbürgermeisterin im städtischen Jubiläumsjahr, hat alle Haushaltsentscheidungen mitgetragen und hat trotz seines Satzes „Das war alles nichts zum Lachen“ genau eines nicht verlernt: auch mal zu lachen. Nicht zuletzt sollte er uns allen ein sportliches Vorbild sein.

Meine Dame, meine Herren,

Sie haben auf verschiedene Art und Weise die Arbeit in den Gremien inspiriert, vorangetrieben, kritisch begleitet, Dinge hinterfragt, verteidigt oder abgelehnt – immer das Wohl der Stadt und der Bürgerschaft im Blick. Sie haben dafür über Jahre einiges ertragen müssen: weniger Zeit für die Familien, schwer verständliche Vorlagen der Verwaltung, Unverständnis bei Bürgerinnen und Bürgern, Anfeindungen auch. Sie haben den Buckel hingehalten, dass die Demokratie in unserer Stadt funktioniert und ehrliche Sachwalter hat. Das ist Ihnen nicht hoch genug anzurechnen.

Und ja, ich hatte fünf Persönlichkeiten erwähnt.

Ihr und unser Vorsitzender Reinhard Drogla hat hier über 26 Jahre – ich darf das so sagen – mit Bravour Regie geführt. Er hat all das oben Genannte erlebt und erlitten, und er hat zudem unermüdlich und manches Mal über die Triathlon-erprobte Kraft hinaus moderiert, Strategien ausgetüftelt und Strippen gezogen. Ziel war immer ein tragfähiges Ergebnis für die Stadtgesellschaft und gleichermaßen den strapazierten Haushalt. Und es kommt nicht von ungefähr, dass der Vorsitzende und sein Präsidium hier im Saal auf gleicher Ebene wie alle anderen sitzen – auf der Bühne stehen die Schauspieler, die Regie sitzt im Parkett und behält den Überblick.

Lieber Reinhard, Dir einen besonderen Dank – sofern mit Worten überhaupt möglich ist – für Dein Wirken in diesem Hohen Haus, aber auch in dieser unserer Stadt.

Ich möchte Ihnen daher vorschlagen, dass sich Reinhard Drogla in Anerkennung seiner herausragenden Verdienste um die Demokratie in unserer Stadt und für sein Wirken als Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung in das Goldene Buch der Stadt Cottbus/Chóśebuz einträgt.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie alle verkörpern einen Zusammenhalt, den wir bei allen Unterschieden in Positionen, Auffassungen und Zielen weiter benötigen werden. Wir werden unsere Stadt nur gemeinsam entwickeln, im demokratischen Meinungsstreit, in einer offenen Atmosphäre sowie mit transparenten Entscheidungsfindungen. Dafür lassen Sie uns im Sinne derer, die nicht mehr dabei sein werden, weiter arbeiten. Vielen Dank!